Generalkonferenz
Haltet euer Licht hoch
Herbst-Generalkonferenz 2021


Haltet euer Licht hoch

Meine Aufforderung heute lautet schlicht: Bitte geben Sie das Evangelium weiter. Seien Sie einfach Sie selbst und halten Sie das Licht hoch.

Vor ein paar Jahren hatte ich auf einem Flug nach Peru einen Sitznachbarn, der sich als Atheist bezeichnete. Er fragte mich, warum ich an Gott glaube. In dem schönen Gespräch, das folgte, sagte ich ihm, dass ich an Gott glaube, weil Joseph Smith ihn gesehen hat. Dann ergänzte ich, dass meine Gotteserkenntnis auch auf eigenem, echtem geistigen Erleben beruhte. Ich sprach über meinen Glauben daran, dass „alles … darauf hin[deutet,] dass es einen Gott gibt“1, und fragte ihn, wie die Erde – diese Oase des Lebens im Vakuum des Alls – seiner Meinung nach entstanden sei. Er erwiderte, „der Zufall“, wie er es nannte, könne sich über Äonen hingezogen haben. Als ich darauf hinwies, wie höchst unwahrscheinlich es sei, dass ein „Zufall“ eine solche Schönheit und Ordnung zustande brächte, schwieg er eine Weile und sagte dann gutmütig: „Jetzt haben Sie mich.“ Daraufhin fragte ich ihn, ob er das Buch Mormon lesen würde. Er bejahte, also schickte ich ihm ein Exemplar.

Jahre später schloss ich auf einem Flughafen in Lagos in Nigeria mit jemand anderem Bekanntschaft. Wir kamen ins Gespräch, als er meinen Pass kontrollierte. Ich fragte ihn nach seinem Glauben, und er erklärte, er glaube sehr fest an Gott. Ich erzählte von der Freude und Lebendigkeit des wiederhergestellten Evangeliums Jesu Christi und fragte, ob er von den Missionaren mehr erfahren wolle. Er bejahte, wurde unterwiesen und ließ sich taufen. Ein, zwei Jahre später ging ich durch den Flughafen von Liberia, als ich hörte, wie jemand meinen Namen rief. Als ich mich umdrehte, kam genau dieser junge Mann mit einem strahlenden Lächeln auf mich zu. Wir umarmten uns voll Freude und er ließ mich wissen, dass er in der Kirche aktiv war und gerade den Missionaren dabei half, seine Freundin zu unterweisen.

Ich weiß nicht, ob mein atheistischer Bekannter je das Buch Mormon gelesen oder sich der Kirche angeschlossen hat. Mein zweiter Bekannter hat das getan. Gegenüber beiden war meine Verantwortung2 – meine Chance – dieselbe: das Licht des Evangeliums hochzuhalten, also das Prinzip „Lieben, weitergeben und einladen“ bei einem jeden von ihnen auf ganz natürliche Weise umzusetzen.3

Brüder und Schwestern, immer wieder erlebe ich die äußerst erstaunlichen Segnungen, die man erhält, wenn man das Evangelium verbreitet. Hier ein paar Beispiele:

Das Evangelium zu verbreiten, bringt Freude und Hoffnung

Sie und ich wissen, dass wir als Kinder unseres himmlischen Vaters schon gelebt haben, ehe wir auf diese Erde kamen,4 und dass die Erde zu dem Zweck erschaffen wurde, dass jeder Mensch die Chance erhält, einen Körper zu bekommen, Erfahrungen zu sammeln, zu lernen und zu wachsen, um ewiges Leben erlangen zu können – das Leben also, das Gott führt.5 Der Vater im Himmel wusste, dass wir auf der Erde leiden und sündigen würden. Daher sandte er seinen Sohn, dessen unvergleichliches Leben6 und unbegrenztes Sühnopfer7 es uns ermöglichen würden, Vergebung und vollständige Heilung zu erlangen.8

Diese Wahrheiten zu kennen, verändert alles! Wenn jemand vom herrlichen Zweck des Lebens erfährt, wenn ihm aufgeht, dass Christus denjenigen vergibt und beisteht, die ihm nachfolgen, und er sich dann entschließt, sich wie Christus taufen zu lassen, wandelt sich sein Leben zum Besseren, selbst wenn die äußeren Lebensumstände unverändert bleiben.

Eine Schwester, mit der ich in Onitsha in Nigeria Bekanntschaft schloss, hatte das Evangelium kennengelernt und sich taufen lassen. Freudestrahlend sagte sie mir: „[Seitdem ist alles] gut für mich. Ich bin glücklich. Ich fühle mich wie im Himmel.“9 Das Evangelium zu verbreiten, entfacht innere Freude und Hoffnung, sowohl bei dem, der gibt, als auch bei dem, der empfängt. Wahrlich, „wie groß wird [Ihre] Freude“10 sein, wenn Sie das Evangelium verbreiten! Das Evangelium zu verkünden, schenkt uns Freude um Freude, Hoffnung um Hoffnung.11

Das Evangelium zu verbreiten, bringt die Macht Gottes in unser Leben

Bei der Taufe ist jeder von uns einen „ewigen Bund“12 mit Gott eingegangen, „ihm zu dienen und seine Gebote zu halten“13, wozu gehört, dass wir „allzeit und in allem und überall … als Zeugen Gottes [auftreten]“14. Wenn wir in Christus bleiben, indem wir diesen Bund halten, strömt die belebende, stützende, heiligende Macht des Göttlichen von Christus aus in unser Leben, so wie eine Rebe vom Weinstock genährt wird.15

Das Evangelium zu verbreiten, schützt uns vor Versuchung

Der Herr gebietet:

„Haltet euer Licht hoch, damit es der Welt leuchte. Siehe, ich bin das Licht, das ihr hochhalten sollt – das, was ihr mich habt tun sehen. …

Ich habe geboten[,] dass ihr zu mir kommen sollt, damit ihr fühlen und sehen könnt; ebenso sollt ihr mit der Welt verfahren; und wer auch immer dieses Gebot bricht, der lässt zu, dass er in Versuchung geführt wird.“16

Wenn wir das Licht des Evangeliums nicht hochhalten wollen, rücken wir auf die Schatten zu, wo wir anfällig für Versuchung sind. Doch, noch wichtiger, auch das Gegenteil ist wahr: Wenn wir das Licht des Evangeliums bewusst hochhalten, gelangen wir mehr in dessen Lichtschein und erhalten den Schutz, den es vor Versuchung bietet. Was für ein großer Segen in der heutigen Welt!

Das Evangelium zu verbreiten, bringt Heilung

Schwester Tiffany Myloan kam der Bitte nach, die Missionare zu unterstützen, obwohl sie gerade sehr viel Schwieriges zu bewältigen hatte, darunter auch Fragen zu ihrem Glauben. Sie erzählte mir vor kurzem, dass das Unterstützen der Missionare ihren Glauben erneuert und sie neu belebt hat. Sie drückte das so aus: „Missionsarbeit ist sehr heilsam.“17

Freude. Hoffnung. Stützende Macht von Gott. Schutz vor Versuchung. Heilung. All dies – und noch mehr (so auch Vergebung der Sünden)18 – träufelt vom Himmel auf uns nieder, wenn wir das Evangelium verbreiten.

Unsere große Chance

Brüder und Schwestern, „es gibt unter allen … Parteien[, Glaubensgemeinschaften] und Konfessionen noch immer viele auf Erden[,] denen die Wahrheit nur deshalb vorenthalten ist, weil sie nicht wissen, wo sie zu finden ist“19. Noch nie in der gesamten Menschheitsgeschichte war es so notwendig, unser Licht hochzuhalten. Und die Wahrheit war noch nie leichter zugänglich.

Jimmy Ton, der im buddhistischen Glauben erzogen wurde, war beeindruckt von einer Familie, die auf YouTube über ihr Leben berichtete. Als er erfuhr, dass es sich um Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage handelte, befasste er sich im Internet mit dem Evangelium, las das Buch Mormon in der App und ließ sich taufen, nachdem er sich am College mit den Missionaren getroffen hatte.20 Elder Ton ist jetzt selbst Vollzeitmissionar.

Er und die übrigen Missionare in aller Welt sind das Bataillon des Herrn, um es mit unserem Propheten zu sagen.21 Diese Missionare widersetzen sich dem Trend der Welt: Während sich die Generation Z laut Umfragen von Gott abwendet,22 sorgen unsere jungen Krieger23 in Form der jungen Missionare und Missionarinnen dafür, dass Menschen sich Gott zuwenden. Immer mehr Mitglieder der Kirche vereinen sich mit den Missionaren, indem auch sie anderen vom Evangelium erzählen und dadurch immer mehr wohlwollenden Menschen helfen, zu Christus und in seine Kirche zu kommen.

Unsere Heiligen der Letzten Tage in Liberia verhalfen während der zehn Monate, als in ihrem Land keine Vollzeitmissionare tätig waren, 507 Freunden dazu, ins Wasser der Taufe zu steigen. Als einer unserer wunderbaren Pfahlpräsidenten dort hörte, dass die Vollzeitmissionare zurückkehren dürfen, sagte er: „Prima, jetzt können sie uns bei unserer Arbeit helfen.“

Er hat recht: Die Sammlung Israels – die größte Sache auf dieser Erde24 – ist unsere Bündnispflicht. Und dies ist unsere Zeit! Meine Aufforderung heute lautet schlicht: Bitte geben Sie das Evangelium weiter. Seien Sie einfach Sie selbst und halten Sie das Licht hoch. Beten Sie um göttliche Hilfe und befolgen Sie geistige Eingebungen. Lassen Sie andere auf ganz natürliche Weise an Ihrem Leben teilhaben. Laden Sie jemanden ein, zu kommen und zu sehen, zu kommen und zu helfen und zu kommen und dazuzugehören.25 Und dann freuen Sie sich, wenn Sie und Ihre Lieben die verheißenen Segnungen empfangen.

Ich weiß: In Christus wird den Armen diese frohe Botschaft gebracht, in Christus werden die geheilt, die gebrochenen Herzens sind, in Christus wird den Gefangenen Freilassung ausgerufen und den Trauernden Schmuck gegeben anstelle von Asche.26 Deshalb ist es so dringend nötig, dies alles zu verkünden!27

Ich bezeuge, dass Jesus Christus der Urheber und Vollender unseres Glaubens ist.28 Er wird die Ausübung unseres Glaubens vollenden und vervollständigen, wie unvollkommen dieser auch sein mag, in unserem Bemühen, das Licht des Evangeliums hochzuhalten. Er wird in unserem Leben Wunder wirken und im Leben aller, die er sammelt, denn er ist ein Gott der Wundertaten.29 Im wunderbaren Namen Jesu Christi. Amen.