Generalkonferenz
Der Glaube, zu bitten und dann zu handeln
Herbst-Generalkonferenz 2021


Der Glaube, zu bitten und dann zu handeln

Glaube an Jesus Christus ist der Schlüssel dazu, dass uns Wahrheit offenbart wird

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich bin dankbar, dass ich bei dieser Versammlung am Samstagabend der Generalkonferenz zu Ihnen sprechen kann. In seinen einführenden Worten hat Präsident Russell M. Nelson heute Morgen gesagt: „Reine Offenbarung zu den Fragen in Ihrem Herzen [wird] diese Konferenz lohnend und unvergesslich machen. Sollten Sie sich noch nicht um das Wirken des Heiligen Geistes bemüht haben, damit Sie besser hören, was der Herr Sie an diesen zwei Tagen hören lassen möchte, lege ich Ihnen ans Herz, dies jetzt zu tun.“1 Um ebendiesen Segen habe auch ich mich bei der Vorbereitung auf diese Ansprache bemüht – nämlich, Offenbarung zu empfangen. Und ich bete aufrichtig darum, dass auch Sie von Gott Offenbarung empfangen werden.

Seit den Tagen Adams und Evas hat sich an der Art und Weise, wie wir von Gott Offenbarung empfangen, nichts geändert. Für alle berufenen Diener des Herrn von damals bis heute ist der Vorgang der Gleiche, und auch für Sie und für mich ist er nicht anders. Es geht immer darum, dass man Glauben ausübt.2

Der junge Joseph Smith hatte genug Glauben, um Gott eine Frage zu stellen in der Erwartung, Gott habe für sein aufrichtiges Verlangen eine Antwort bereit. Die Antwort, die darauf erfolgte, veränderte die Welt. Joseph wollte wissen, welcher Kirche er sich anschließen solle, um von seinen Sünden gereinigt zu werden. Die Antwort, die er erhielt, ermutigte ihn, fortan noch bessere Fragen zu stellen und entsprechend den Offenbarungen, die in der Folge auf ihn herabkommen sollten, auch zu handeln.3

Auch Ihnen kann es bei dieser Konferenz ähnlich ergehen. Sie haben Fragen und wünschen sich eine Antwort. Sie haben zumindest ausreichend Glauben, dass Sie sich durch seine Diener Antworten vom Herrn erhoffen.4 Sie können die Redner natürlich nicht direkt um Antwort bitten, doch Sie können Ihren liebevollen Vater im Himmel im Gebet darum bitten.

Ich weiß aus Erfahrung, dass Sie entsprechend Ihren Bedürfnissen und Ihrer geistigen Vorbereitung Antwort empfangen werden. Wenn Sie eine Antwort brauchen, die für Ihr ewiges Wohlergehen oder das eines anderen von Belang ist, ist die Antwort noch wahrscheinlicher. Doch selbst dann erhalten Sie vielleicht, wie das ja auch bei Joseph Smith der Fall war, die Antwort, Sie müssten noch Geduld haben.5

Wenn Ihr Glaube an Jesus Christus dazu führt, dass Ihr Herz dank der Wirkung seines Sühnopfers erweicht wurde, können Sie die Einflüsterungen des Geistes als Antwort auf Ihre Gebete besser wahrnehmen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die sanfte, leise Stimme – die etwas ganz Reales ist – für meinen Sinn klar erkennbar ist, wenn ich innerlich ruhig und bereit bin, mich dem Willen des Herrn zu fügen. Dieses Gefühl der Demut lässt sich am besten so beschreiben: „Nicht mein, sondern dein Wille soll geschehen.“6

Gerade wegen dieses Vorgangs der Offenbarung verkünden die Redner auf der Konferenz die Lehre Christi.7 Wir empfangen nämlich in dem Maß Offenbarung, wie wir uns darum bemühen, die Lehre Christi ins Herz aufzunehmen und uns danach auszurichten.

Im Buch Mormon hat Nephi den Glauben an Jesus Christus als den Schlüssel dazu bezeichnet, dass uns Wahrheit offenbart wird, und ebenso als den Schlüssel zu jenem Gottvertrauen, dass wir der Weisung des Erretters auch tatsächlich Folge leisten. Nephi schrieb die folgenden Worte Jahrhunderte vor der Geburt Jesu Christi nieder:

„Engel reden durch die Macht des Heiligen Geistes; darum reden sie die Worte von Christus. Darum habe ich zu euch gesagt: Weidet euch an den Worten von Christus; denn siehe, die Worte von Christus werden euch alles sagen, was ihr tun sollt.

Darum, wenn ihr nun, nachdem ich diese Worte gesprochen habe, sie nicht verstehen könnt, so deshalb, weil ihr nicht bittet und auch nicht anklopft; darum werdet ihr nicht ins Licht geführt, sondern müsst im Finstern zugrunde gehen.

Denn siehe, abermals sage ich euch, wenn ihr auf dem Weg eintretet und den Heiligen Geist empfangt, wird er euch alles zeigen, was ihr tun sollt.

Siehe, dies ist die Lehre von Christus, und es wird keine weitere Lehre gegeben werden, bis dass er sich euch im Fleische kundtut. Und wenn er sich euch im Fleische kundtut – das, was er euch sagen wird, sollt ihr beachten und tun.“8

Der Herr spricht heute und in den kommenden Tagen durch seine Diener zu Ihnen und zu mir. Er lässt uns wissen, was wir tun sollen.9 Der Erretter brüllt weder Ihnen noch mir lauthals seine Befehle zu. Er geht so vor wie bei Elija:

„Der Herr antwortete: Komm heraus, und stell dich auf den Berg vor den Herrn! Da zog der Herr vorüber: Ein starker, heftiger Sturm, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, ging dem Herrn voraus. Doch der Herr war nicht im Sturm. Nach dem Sturm kam ein Erdbeben. Doch der Herr war nicht im Erdbeben.

Nach dem Beben kam ein Feuer. Doch der Herr war nicht im Feuer. Nach dem Feuer kam ein sanftes, leises Säuseln.“10

Dieses leise Säuseln, die Stimme des Herrn, hören zu können, beruht auf unserem Glauben an ihn. Mit genügend großem Glauben bitten wir um Führung – in der Absicht, hinzugehen und zu tun, was auch immer er von uns verlangt.11 Dann haben wir nämlich Glauben und wissen: Was auch immer er uns aufträgt, ist unseren Mitmenschen ein Segen – und dank seiner Liebe zu uns können wir dadurch geläutert werden.

So wie uns der Glaube an Jesus Christus dazu führt, den Vater um Antworten zu bitten, bringt es dieser Glaube auch mit sich, dass der Erretter uns sacht berühren kann, sodass wir seine Weisung vernehmen und entschlossen und gerne bereit sind, zu gehorchen. Dann können wir – selbst wenn das Werk schwierig ist – freudevoll diesen Liedtext singen: „Süß ist dein Werk, mein Gott, mein Herr.“12

Je mehr wir die Lehre Christi in den Alltag und in unser Herz einlassen, desto mehr Liebe und Mitgefühl verspüren wir auch denjenigen gegenüber, die den segensreichen Glauben an Jesus Christus noch nie erlebt haben oder sich gerade schwer damit tun, am Glauben festzuhalten. Ohne Glauben und Vertrauen zum Herrn ist es schwer, seine Gebote zu halten. Manche, die ihren Glauben an den Erretter verloren haben, haben vielleicht sogar an seinem Rat etwas auszusetzen und stellen Böses als gut und Gutes als böse hin.13 Um nicht in diesen schwerwiegenden Fehler zu verfallen, ist es unabdingbar, dass jede persönliche Offenbarung, die wir erhalten, mit den Lehren des Herrn und seiner Propheten im Einklang steht.

Brüder und Schwestern, die Gebote des Herrn zu beachten, erfordert Glauben. An seiner statt unserem Nächsten zu dienen, erfordert Glauben an Jesus Christus. Hinauszugehen und sein Evangelium zu lehren und es denen anzubieten, die vielleicht nicht die Stimme des Geistes verspüren oder möglicherweise sogar die Wahrheit dieser Botschaft leugnen, erfordert Glauben. Wenn wir jedoch Glauben an Christus ausüben und seinem lebenden Propheten folgen, nimmt in aller Welt der Glaube zu. Dank der technischen Mittel hören und erkennen an diesem Wochenende ja vielleicht mehr Kinder Gottes das Wort Gottes als an sonst zwei Tagen bisher in der Weltgeschichte.

Wenn der Glaube daran zunimmt, dass dies die Kirche und das Reich des Herrn auf Erden ist, werden mehr Mitglieder den Zehnten und andere Spenden für die Bedürftigen zahlen, auch wenn diese Mitglieder selbst vor Herausforderungen stehen. Aus dem Glauben heraus, dass sie von Jesus Christus berufen sind, haben es die Missionare in aller Welt geschafft, sich mutig und freudig über die von der Pandemie verursachten Herausforderungen zu erheben. Und durch diese zusätzliche Anstrengung ist ihr Glaube stärker geworden.

Widerstand und Prüfungen sind schon seit jeher der Nährboden für wachsenden Glauben. So war es schon immer, besonders seit dem Beginn der Wiederherstellung und der Gründung der Kirche des Herrn.14

Was Präsident George Q. Cannon vor langer Zeit gesagt hat, trifft auch heute noch zu und wird weiterhin wahr sein, bis der Erretter persönlich kommt, um seine Kirche und sein Volk zu führen: „Gehorsam gegenüber dem Evangelium schafft eine enge und persönliche Beziehung zum Herrn. Dadurch wird eine enge Verbindung zwischen dem Menschen auf Erden und unserem großen Schöpfer im Himmel aufgebaut. Der Verstand des Menschen spürt dann vollkommenes Vertrauen zum Allmächtigen und zu dessen Bereitschaft, die Bitten derer anzuhören und zu erhören, die in ihn ihre Zuversicht setzen. In Zeiten der Prüfung und der Herausforderungen ist ein solches Gottvertrauen unbezahlbar. Schwierigkeiten können über einzelne Menschen oder ganze Völker kommen, Katastrophen können drohen und jede Hoffnung kann dem Anschein nach schwinden, doch wo sich die Menschen jene Rechte zunutze machen, die der Gehorsam gegenüber dem Evangelium mit sich bringt, stehen sie fest und sicher. Ihre Füße stehen dann auf einem Felsen, der nicht fortgerückt werden kann.“15

Ich gebe Zeugnis, dass der Fels, auf dem wir stehen, unser Zeugnis ist, dass Jesus der Messias ist, dass dies seine Kirche ist, die er persönlich führt, und dass Präsident Russell M. Nelson heute sein lebender Prophet ist.

Präsident Nelson bemüht sich um Führung vom Herrn und erhält sie. Er ist mir ein Vorbild darin, was es heißt, nach dieser Führung zu streben in der Absicht, sie auch umzusetzen. Diese Entschlossenheit, die Weisung des Herrn zu befolgen, beseelt auch all diejenigen, die bei dieser Generalkonferenz seiner Kirche sprechen, beten oder singen.

Ich bete darum, dass alle auf der Welt, die diese Konferenz anschauen oder anhören, verspüren können, dass der Herr sie liebt. Der Vater im Himmel hat mein Gebet erhört, sodass auch ich zumindest einen Bruchteil der Liebe des Erretters zu Ihnen und zu Gottvater, der unser aller Vater im Himmel ist, verspüren kann.

Ich bezeuge, dass Jesus Christus lebt. Er ist unser Erretter und Erlöser. Dies ist seine Kirche. Er steht an der Spitze. Er und der himmlische Vater sind Joseph Smith persönlich in einem Waldstück im Bundesstaat New York erschienen. Das Evangelium Jesu Christi und sein Priestertum wurden durch Boten vom Himmel wiederhergestellt.16 Durch die Macht des Heiligen Geistes weiß ich, dass dies wahr ist.

Ich bete darum, dass Sie dasselbe Zeugnis empfangen. Ich bete darum, dass Sie den Vater im Himmel um Glauben an Jesus Christus bitten, sodass Sie mit diesem Glauben Bündnisse eingehen und halten können, die es dem Heiligen Geist ermöglichen, Ihr ständiger Begleiter zu sein. Voller Liebe zu Ihnen gebe ich Ihnen mein unerschütterliches Zeugnis im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.