Bischof

Am 4. Februar 1831 empfing Joseph Smith eine Offenbarung, in der Edward Partridge zum ersten Bischof der Kirche bestimmt wurde.¹ Nur wenige Tage nachdem er dazu bestimmt worden war, wurde in einer weiteren Offenbarung an Joseph Smith erklärt, dass die Aufgabe des Bischofs darin bestand, die Umsetzung des kurz zuvor offenbarten Gesetzes der Weihung zu beaufsichtigen. Der Offenbarung zufolge sollte der Bischof geweihtes Eigentum von Mitgliedern der Kirche entgegennehmen und es zum Nutzen der Armen einsetzen sowie Land in Zion damit erwerben.² Im Juli 1831 wurde Bischof Partridge in einer weiteren Offenbarung angewiesen, in den Kreis Jackson in Missouri zu ziehen, wo er Land kaufen und es in Grundstücke, oder Erbteile, für diejenigen Heiligen aufteilen sollte, die nach dem Gesetz der Weihung lebten.³

Bild

Porträt von Edward Partridge

In einer Offenbarung vom November 1831 wurden Joseph Smith die Pflichten des Bischofs erklärt: Er sollte „in allen zeitlichen Belangen“ der Kirche amtieren und auch „Richter in Israel“ sein.⁴ Einige Monate später empfing Joseph Smith eine weitere Offenbarung, in der hervorgehoben wurde, dass der Bischof „den Richterstuhl innehaben“ und das Gesetz der Weihung umsetzen sollte und vor Gott dafür rechenschaftspflichtig war, wie er seine Pflichten erfüllte.⁵

1835 überarbeitete Joseph Smith durch Inspiration zwei zu einem früheren Zeitpunkt empfangene Offenbarungen, um zu verdeutlichen, worin das Amt und die Pflichten eines Bischofs bestehen. Er erklärte, dass „buchstäbliche Abkömmlinge Aarons … ein gesetzliches Recht auf das Bischofsamt [haben], sofern sie die Erstgeborenen unter den Söhnen Aarons sind“. Andernfalls sollte ein Hoher Priester zu dem Amt berufen werden.⁶ Außerdem machte Joseph Smith deutlich, dass der Bischof der Präsident des Aaronischen Priestertums und der Präsident des Priesterkollegiums ist.⁷

Da Partridge nach Juli 1831 nicht mehr in Ohio war, wurde im Dezember 1831 Newel K. Whitney durch Offenbarung bestimmt, Bischof in Ohio zu sein. Partridge und Whitney amtierten in Missouri beziehungsweise Ohio weiterhin als Bischof und waren die einzigen beiden Bischöfe in der Kirche, bis 1838 in Adam-ondi-Ahman in Missouri ein Pfahl gegründet und Vinson Knight als Bischof berufen wurde.⁸

Als sich die Heiligen in Nauvoo in Illinois niederließen, wurden Partridge, Whitney und Knight für jeweils eine der drei politischen Gemeinden in dem Gebiet zum Bischof bestimmt. Weitere Bischöfe wurden in neuen Pfählen berufen, die in Illinois und im Territorium Iowa gegründet wurden, und auch in Gemeinden der Kirche an Orten wie etwa Philadelphia wurden Bischöfe berufen. Im August 1842 teilte der Hoherat in Nauvoo die Stadt in 13 Kirchengemeinden auf und bestimmte für jede Gemeinde einen Bischof.⁹ Im April 1847 wurde Newel K. Whitney als erster Präsidierender Bischof der Kirche bestätigt. Dieses Amt besteht seitdem weiter.¹⁰

Nachdem die Heiligen im Salzseetal angekommen waren, gründeten die Führer der Kirche dort 19 Gemeinden und beriefen für jede einen Bischof. Als Salt Lake City wuchs und neue Ortschaften entstanden, wurden weitere Gemeinden gegründet, denen jeweils ein Bischof vorstand. Der Bischof war der präsidierende Beamte der jeweiligen Gemeinde, verwaltete die Entgegennahme des Zehnten und anderer Spenden, leitete die Versammlungen am Sonntag und berief Mitglieder der Gemeinde zu verschiedenen Aufgaben. Genau wie es auch bei vorigen Bischöfen der Fall gewesen war, hatte er in der Regel zwei Ratgeber, die ihn unterstützten.

Als Anfang des 20. Jahrhunderts Präsident Joseph F. Smith und andere Führer die Kollegien des Aaronischen Priestertums umbildeten und diese dann hauptsächlich aus Jugendlichen bestanden, erweiterte sich der Aufgabenbereich des Bischofs erneut. Die Bischöfe wurden beauftragt, die Jungen Männer in ihren Priestertumspflichten zu bestärken und alle Kollegien des Aaronischen Priestertums in ihrer Gemeinde zu betreuen. (Dies war zuvor in den Zuständigkeitsbereich des Pfahls gefallen.)¹¹

Heute ist in jeder Gemeinde der Kirche ein Bischof berufen, der über sie präsidiert. Er kümmert sich um die zeitlichen und geistigen Bedürfnisse der Mitglieder seiner Herde und hat bei den meisten kirchlichen Belangen in seiner Gemeinde die Leitung.

Verwandte Themen: Weihung und Treuhandschaft