2003
Das Zeugnis meiner Nichte
Januar 2003


Das Zeugnis meiner Nichte

Meine Nichte Mariela war erst acht Jahre alt, als ihre Mutter starb. Danach zog ihr Vater – mein Bruder – mit ihr, ihrem Bruder und der Mutter seiner Frau in einen anderen Landesteil.

Ungefähr zur selben Zeit träumte ich von der Mutter meiner Nichte. Dieses Traumes wegen fühlte ich mich gedrängt, besonders auf Mariela zu achten. Das nahm ich mir auch fest vor, wenngleich dies gar nicht so leicht in die Tat umzusetzen war, weil sie ja so weit entfernt wohnte. Meistens sahen wir einander nur in den Ferien. Dann aber erzählte ich ihr von der Kirche, den Maßstäben des Evangeliums und von der Liebe, die Gott seinen Kindern entgegenbringt.

Die Jahre vergingen und Mariela wuchs zu einer jungen Frau heran. Ich liebte sie wie meine eigene Tochter. Schließlich schloss sie die Universität ab und fing an zu arbeiten. Die Missionare besuchten sie mehrmals und ich hoffte inständig, sie werde sich taufen lassen. Doch dann wurde sie innerhalb ihrer Firma versetzt und zog noch weiter fort. Ich hörte aber nicht auf, für sie zu beten.

Nicht lange danach musste Mariela mit dem Tod von drei Menschen fertig werden, die ihr sehr viel bedeutet hatten. Ihre Großmutter, die sie großgezogen hatte, starb. Später kam ihr Freund bei einem Autounfall ums Leben. Kurz darauf starb auch noch ihr Vater. Mariela war sehr verzweifelt und hatte fast keine Lust mehr am Leben. Ich war weiterhin bemüht, ihr Mut zu machen, sie zu trösten und ihr zu erklären, dass man auch solche traurigen Erlebnisse bewältigen kann.

Ein Jahr nach dem Tod ihres Vaters sorgte ich dafür, dass die heiligen Handlungen im Tempel für ihn vollzogen wurden. Seine Frau und eine Tochter, die als Kind gestorben war, wurden an ihn gesiegelt. Und sowohl er als auch seine Frau wurden an ihre Eltern gesiegelt.

Als Mariela mich das nächste Mal besuchte, zeigte ich ihr die Familiengruppenbogen und erklärte ihr, welche heiligen Handlungen wir für ihre Angehörigen vollzogen hatten. Dann sagte ich ihr, dass sie die Möglichkeit hätten, das Evangelium und die heiligen Handlungen anzunehmen, die stellvertretend für sie vollzogen worden waren. Ich versicherte meiner Nichte, dass die Familie für immer zusammen sein kann. Sie war sehr bewegt und fragte, ob ich ihr einige frühere Ausgaben des Liahona (spanisch) ausleihen könnte. Danach besuchte sie mich regelmäßiger und wir unterhielten uns oft über das Evangelium.

Eines Tages erzählte Mariela mir, die Missionare hätten mit ihr die Lektionen durchgenommen und sie hätte das Evangelium angenommen. Sie sagte, sie sei überzeugt, dass das Evangelium wahr sei, weil die Familie darin einen so wichtigen Platz einnehme. Ich weinte vor Glück.

Ich danke dem himmlischen Vater. Gerade das war wohl immer sein Ziel – Angehörigen auf beiden Seiten des Schleiers das Evangelium zu bringen.

Irma de Mackenna gehört zur Gemeinde Quilpué-Mitte, Pfahl Marga, Quilpué, Chile.