2004
Der Wettlauf
Juni 2004


Kommt, hört, was der Prophet uns sagt

Der Wettlauf

Tief in seinem Inneren ist jeder Mensch entschlossen, sein Potenzial so weit wie möglich auszuschöpfen. Doch der Weg dahin ist steinig und voller Schwierigkeiten. Das hat auch John Helander aus Göteborg in Schweden zu spüren bekommen. Aufgrund einer Behinderung fällt es ihm schwer, seine Bewegungen zu koordinieren.

Bei einer Jugendtagung in Kungsbacka nahm John an einem Wettlauf teil, den er unmöglich gewinnen konnte. Er setzte sich dabei sogar der Gefahr aus, gedemütigt zu werden.

Und was für ein Lauf das war! Die Läufer zogen rasch an John vorbei und ließen ihn weit hinter sich. Die Zuschauer fragten sich: Wer ist denn der Läufer, der da so weit zurückliegt? In der zweiten Runde überholten die ersten Läufer John schon, als dieser gerade einmal die erste Runde zur Hälfte geschafft hatte. Die Spannung stieg, als die Läufer in die Zielgerade einbogen. Wer gewann das Rennen? Wer wurde Zweiter? Dann kam der Endspurt; der Erste durchriss das Zielband. Die Zuschauer jubelten, als der Sieger bekannt gegeben wurde.

Das Rennen war vorbei – oder doch nicht? Wer läuft denn da noch weiter, wo das Rennen doch schon längst vorüber ist? Er überschreitet die Ziellinie und hat doch erst seine erste Runde geschafft. Begreift der einfältige Junge denn nicht, dass er schon verloren hat? Doch er schleppt sich weiter; als Einziger ist er noch auf der Bahn. Alle Augen sind auf den mutigen Läufer gerichtet. Er biegt in die Zielgerade ein und läuft auf das Ziel zu. Staunend und bewundernd sieht das Publikum zu. Als John die Ziellinie erreicht, erheben sich alle Zuschauer. Stolpernd und erschöpft, aber siegreich, zerreißt er im Fallen begriffen das Band, das schnell neu gespannt wurde. Die begeisterten Rufe der Zuschauer sind kilometerweit zu hören.

Wir alle laufen den Wettlauf des Lebens. Wir laufen jedoch nicht allein. Die zahlreichen Zuschauer – unsere Familie, unsere Freunde und unsere Führer in der Kirche – klatschen Beifall und feuern uns an, wenn wir stolpern und uns doch aufrappeln und weiter auf unser Ziel zustreben. Der Wettlauf des Lebens ist nichts für Sprinter. Der Boden ist viel zu uneben; es gibt Fallgruben und Hindernisse. Der Text dieses Kirchenliedes macht uns Mut:

Sei still, ich bin bei dir, o hab keine Angst.

Dein Gott hilft bei allem, wovor dir auch bangt.

Ich stärke dich, helf dir, damit du kannst bestehn.

Dann kannst du deinen Weg mit meiner Allmacht gehn.

(„O fest wie ein Felsen“, dritte Strophe des englischen Originals, Hymns , Nr. 85.)

Verbannen wir jeden Gedanken, dass wir versagen könnten! Legen wir jegliche Gewohnheit ab, die uns behindern könnte! Wir wollen uns stattdessen anstrengen und den Preis gewinnen, der für jeden vorgesehen ist, nämlich die Erhöhung im celestialen Reich Gottes.

Nach einer Ansprache bei der Generalkonferenz im April 1987.