2004
Ich habe ein Juwel gefunden
Juni 2004


Ich habe ein Juwel gefunden

Ich stamme aus der Demokratischen Republik Kongo und mein Vater meinte, dass ich als ältester Sohn verpflichtet sei, mich mit der Lehre seiner Kirche vertraut zu machen. Schon im Alter von fünf Jahren begleitete ich ihn, wenn er von Tür zu Tür ging, um die Lehre seiner Kirche zu verkünden.

Als ich neun war, fuhr unsere ganze Familie in eine gebirgige Gegend. Oft waren mein Vater und ich tagelang zu Fuß unterwegs zu den Dörfern, wo wir predigen sollten.

Die Leute staunten immer, wenn sie so ein kleines Kind predigen sahen. Aber ich sagte meinem Vater immer wieder, dass ich noch nicht bereit war, mich taufen zu lassen. Ich war nicht davon überzeugt, dass seine Kirche Antworten auf die wichtigsten Fragen bot.

Doch als gehorsamer Sohn bekehrte ich auch weiterhin Menschen zu einer Kirche, zu der ich mich selbst nicht bekehrt hatte. Als ich 18 wurde, begann ich nach etwas Ausschau zu halten, was mir mehr gab.

An einem Samstag klopfte ein Lehrer an unsere Tür und wollte mit meinem Vater über meinen Neffen sprechen. Ich starrte auf das Buch, das er in Händen hielt: Ein wunderbares Werk, ja, ein Wunder. Er merkte, dass ich mich dafür interessierte, und bot an, es dazulassen. Außerdem meinte er, ich könne mich einer Lesegruppe anschließen.

Fast die ganze Nacht lang blätterte ich das Buch durch. Immer, wenn ich etwas Neues entdeckt hatte, hielt ich inne und notierte es. Auch wenn ich die Lehre nicht vollständig verstand, hatte ich doch keinen Zweifel daran, dass es die Wahrheit enthielt. Ich verspürte Freude – so, als hätte ich gerade ein kostbares Juwel unter tausenden Imitaten entdeckt.

Am folgenden Abend besuchte ich zusammen mit fünf anderen die Lesegruppe bei Herrn Kasongo. Bei seinen Recherchen war er auf ein Buch über Kirchen in Amerika gestoßen. „Mein Herz schlug schneller, als ich den Namen Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage las“, erzählte er. Er schrieb an den Hauptsitz der Kirche und erhielt daraufhin einiges zu lesen – darunter auch Ein wunderbares Werk, ja, ein Wunder von Elder LeGrand Richards (1886–1983) vom Kollegium der Zwölf Apostel.

Zwei Jahre lang traf sich unsere Gruppe zweimal in der Woche. Als die Missionare Elder Roger L. Dock und Schwester Simonne B. Dock im März 1987 zu uns kamen, studierten schon 50 Leute gemeinsam.

Die Docks begannen, in einer öffentlichen Schule die Missionarslektionen auf Französisch durchzunehmen. Da einige Anwesende nur Suaheli sprachen, dolmetschte ich. Dabei hörte ich selbst zum ersten Mal die Missionarslektionen.

Am 9. Mai 1987 ließen sich 80 Menschen in einem Wasserbecken einer stillgelegten Kupfermine taufen – darunter auch ich. Für mich war die Taufe eine äußerliche Bestätigung einer inneren Bekehrung, die schon Jahre zuvor stattgefunden hatte. Auf diese heilige Handlung hatte ich gewartet, damit ich offiziell Mitglied der Kirche werden konnte.

Ich bin so reichlich gesegnet worden – auch damit, dass ich für Missionarsehepaare dolmetschen durfte. Sie dienen mit so viel Hingabe – als stünde der Herr persönlich neben ihnen.

Für diese herrlichen Erlebnisse danke ich meinem Vater im Himmel und auch dafür, dass ich mit meiner Frau, Jolie Mwenze, unseren Sohn im Evangelium großziehen kann. Und vor allem bin ich ihm dankbar dafür, dass er mir das Evangelium gesandt hat – ein Juwel von unschätzbarem Wert.

Gilbert Ndala Mingotyi gehört zur Gemeinde Lubumbashi 1 im Pfahl Lubumbashi in der Demokratischen Republik Kongo.