2011
Der Lohn des Wiederaufbaus
April 2011


Der Lohn des Wiederaufbaus

Als ich die Trümmer sah, die das Erdbeben hinterlassen hatte, war ich traurig. Doch dann wurde mir klar, dass Gott sowohl die Menschen liebt, die umgekommen waren, als auch die Menschen, die überlebt haben.

Ich lebe in Schanghai und hatte Gelegenheit, mit einer Gruppe von der Schule in die Provinz Sichuan im Südwesten Chinas zu fahren, um dort beim Bau von Häusern für die Opfer des Erdbebens mitzuhelfen, das diese Gegend vor ein paar Jahren verwüstet hat. Es war harte Arbeit: Wir zogen Mauern hoch, schaufelten Mörtel, schoben Schubkarren voller Backsteine und reichten diese in einer „Menschenkette“ weiter. Am zweiten Tag tat mir der Rücken weh, und meine Handschuhe wurden immer löchriger. Doch diese Reise war für mich ein unvergessliches Erlebnis und stärkte mein Selbstwertgefühl – ein Ideal der Jungen Damen – und mein Zeugnis vom Wert einer jeden Seele.

Als ich so Tag für Tag fleißig arbeitete, fiel mir auf, dass ich mehr Selbstvertrauen gewann. Ich fühlte mich gut, weil ich mithalf, die Lebenssituation von Menschen zu verbessern, die es nicht so gut hatten wie ich.

Wir besuchten auch eine Schule in der Gegend. Als wir dort ankamen, kam eine Gruppe süßer kleiner Kinder auf uns zugerannt. Als ich all diese wunderbaren kleinen Kinder sah, wurde mir auch der Wert ihrer Seele bewusst. Sie alle sind wunderschöne Kinder Gottes, und ich spürte ganz deutlich, dass er jedes von ihnen liebt und kennt.

Gegen Ende meiner Reise besuchten wir ein Erholungszentrum, wo wir zu Mittag essen wollten. Doch als wir ankamen, mussten wir feststellen, dass es ebenfalls durch das Erdbeben zerstört worden war. Es war die schlimmste Zerstörung, die ich je gesehen hatte. Ich hätte am liebsten losgeweint. Decken und Wände der Gebäude waren eingestürzt, Bäume waren umgestürzt, und alles war voller Trümmer. Ein riesiger Felsblock war vom Berg herabgerollt und hatte die Seite eines Gebäudes getroffen, sodass die Decke und die Wand eingestürzt waren. Auf einer Türstufe lag ein einzelner Schuh.

Als ich darüber nachdachte, dass Menschen bei dieser Katastrophe umgekommen waren, rang ich damit, zu begreifen, warum der Vater im Himmel so etwas geschehen ließ. Liebte er diese Menschen nicht? Dann musste ich an das denken, was wir im JD-Unterricht besprochen hatten, und mir wurde klar, dass er sie tatsächlich liebte. Er kannte und liebte jeden Einzelnen von ihnen. Alle, die an diesem Tag starben, waren Kinder Gottes. Zunächst machte mich dieser Gedanke noch trauriger. Doch dann wurde mir bewusst, dass diese Menschen in der Geisterwelt waren und zum Vater im Himmel zurückkehren konnten. Dieser Gedanke tröstete mich und schenkte mir inneren Frieden.

Ich weiß, dass ich ein Kind Gottes bin, unendlich wertvoll. Wir alle sind Kinder unseres himmlischen Vaters, der jeden von uns kennt. Seine Liebe zu uns ist tiefer und stärker, als wir es uns je vorstellen könnten. Diese Erkenntnis drang mir tief ins Herz, als ich mit den Menschen und für die Menschen arbeitete, die so schrecklich unter dem Erdbeben in Sichuan gelitten hatten.

Ashley Dyer (rechts) half beim Wiederaufbau von Häusern nach dem Erdbeben in Sichuan im Jahr 2008

Abdruck des Fotos mit freundlicher Genehmigung von Ashley Dyer