2021
Eine unerwartete Antwort aufs Gebet
Juli 2021


Nur online: Junge Erwachsene

Eine unerwartete Antwort aufs Gebet

Schließlich las ich das Buch Mormon, um herauszufinden, ob es wahr ist. Als ich mich an den Vater im Himmel wandte, bekam ich eine unerwartete Antwort.

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Junger Mann in weißem Hemd liest in den Schriften

Als ich im Teenageralter war, forderte mein Gemeinde-JM-Präsident alle Jungen Männer auf, das Buch Mormon bis zum Ende des Jahres durchzulesen.

Ich machte nicht mit. Normalerweise nehme ich jede Herausforderung an. Aber zu dieser Zeit hatte ich einen echten geistigen Tiefpunkt.

Interessanterweise war ich gerade dabei, mich auf meine Mission „vorzubereiten“ – aber eigentlich glich das nur Trockenschwimmen. Mein Zeugnis war schwach und ich sagte mir, ich würde nur auf Mission gehen, um meine Eltern glücklich zu machen. Ich hatte beschlossen, nach meiner Mission alles selbst in die Hand nehmen zu wollen. Ich wollte glauben, was mir passte, und mein eigenes Ding machen.

In der Schule strengte ich mich zwar an, aber ansonsten war ich in einer gallertartigen geistigen Trägheit gefangen. Ich fühlte mich so weit von Gott entfernt, dass ich anfing, seine Existenz in Frage zu stellen. Ich hatte Zweifel daran, dass das Buch Mormon echt und Joseph Smith zum Propheten berufen war. Ich kämpfte mit Selbsthass und mangelnder Selbstachtung und zweifelte am Sinn des Lebens.

„Ich war im finstersten Abgrund“ (Mosia 27:29) und hatte deshalb wenig Lust, das Buch Mormon zu lesen.

Zielgerichtet lesen

Eines Abends las ich gerade einen Roman. Da hatte ich eine Eingebung durch den Heiligen Geist, das weiß ich von ganzem Herzen. Ich war tief in die Handlung dieses Buches eingetaucht, als mir der Gedanke kam, dass ich das Buch Mormon nie ernsthaft gelesen hatte – nicht so, wie ich mich auf diesen speziellen Roman eingelassen und über den Inhalt nachgedacht hatte.

Ich hatte das Buch Mormon beiläufig gelesen, mir Notizen gemacht und schon mehrmals darüber gebetet. Aber ich hatte einen entscheidenden Teil von Moronis Ermahnung im letzten Kapitel des Buches Mormon übersehen: Ich hatte nie „mit aufrichtigem Herzen, mit wirklichem Vorsatz“ (Moroni 10:4) gefragt. Ich wusste, jetzt war der perfekte Zeitpunkt für mich, meinen Vater im Himmel erneut um Antworten zu bitten. Ich war geistig hungrig. Und dieses Mal war die Antwort tatsächlich von Bedeutung für mich. Ohne es zu merken, war ich an einem geistigen Scheideweg angekommen, an dem mein Glaube an das Evangelium davon abhing, ob das Buch Mormon wahr war oder nicht.

Noch an demselben Abend, an dem ich diese Eingebung erhielt, fing ich an, das Buch Mormon zu lesen – doch dieses Mal mit einem Ziel.

Ich nahm die Herausforderung des JM-Präsidenten an, das Buch bis Ende des Jahres ganz durchzulesen. Bei jeder möglichen Gelegenheit las ich in meiner Taschenbuchausgabe: im Zug, im Schulbus, zwischen den Unterrichtsstunden, zwischen den Hausarbeiten, vor und nach den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen. Wann immer es mir möglich war, las ich. Dabei betete ich die ganze Zeit: „Gib mir Antwort. Ich muss es unbedingt wissen!“

Die unerwartete Antwort

Eines Tages besuchten meine Familie und ich den Manila-Tempel in den Philippinen, aber ich hatte meinen Tempelschein vergessen. Also setzte ich mich in einen Wartebereich und las weiter in meiner kleinen Taschenbuchausgabe des Buches Mormon. Manchmal hielt ich inne und bewunderte die Schönheit des Tempels – den Kronleuchter, die Treppe, die Buntglasfenster und die Menschen, die so ehrfürchtig und mit großer Liebe zum Herrn im Herzen kamen und gingen.

Irgendwann beim Lesen erhielt ich eine sehr deutliche Eingebung vom Geist. Auf vielen verschiedenen Ebenen sprach er mich an. Als ich das spürte, war ich so erschrocken, dass ich mich sogleich aufrechter hinsetzte. Es war ein so starkes Gefühl, dass ich es nicht als einen vorübergehenden Gedanken oder eine flüchtige Emotion abtun konnte.

„Totoo ‘to“, hörte ich in meinem Sinn.

Eine einfache, aber tiefgründige Aussage in meiner Muttersprache Tagalog, die bedeutet: „Es ist wahr.“

Es ist wahr

Ich hatte die Bestätigung erhalten, dass das Buch Mormon wahr ist – dass es das Wort Gottes ist. Ich wusste es schließlich im Innersten meines Herzens, weil ich wusste, dass diese Eingebung vom Himmel gekommen war.

Doch das war nicht das Einzige, was ich daraus lernte.

Als ich aufwuchs, hatte ich mich mit dem Buch Mormon und dem Evangelium auf Englisch befasst. Tatsächlich konnte ich in meinen ersten Lebensjahren besser Englisch als Tagalog. Diese geistige Eingebung nun aus dem Nichts in Tagalog zu bekommen – der Sprache meiner Heimat –, ließ mich tief in meinem Herzen spüren, dass ich die Wahrheit erfahren hatte.

In diesem Moment wusste ich, dass Gott mich wirklich kennt – mich ganz persönlich.

Ich wusste, dass er wirklich bei mir war. Ich wusste, dass er meine Sprache spricht, dass er mich liebt und er sich meiner Kämpfe und Schwächen bewusst ist. Dafür hatte ich nun die Bestätigung. Doch es gab noch etwas, was ich sicher wissen wollte: „Vater im Himmel, ist Joseph Smith ein wahrer Prophet?“ Wieder überkam mich dieses Gefühl, doch diesmal erfüllte es mein Herz sogar noch stärker: „Totoo ‘to!“

Nun wusste ich, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war. Er hatte den Vater und den Sohn gesehen. Das Evangelium Jesu Christi wurde durch den Propheten Joseph Smith in seiner Fülle wiederhergestellt.

Welchen Frieden und Trost und welche Erkenntnis hatte ich erhalten! Am liebsten wäre ich über das Tempelgelände gerannt, hätte mein kleines Buch Mormon in der Luft geschwenkt und gejubelt: „Totoo ‘to! Totoo ‘to!“ Ich fühlte mich wie Alma, als er ausrief: „O welche Freude und welch wunderbares Licht sah ich!“ (Alma 36:20.)

Die Kenntnis der Wahrheit

Nach diesem Erlebnis änderte sich auch sofort der Grund, warum ich auf Mission gehen wollte. Bald darauf reichte ich meine Papiere ein und wurde in den US-Bundesstaat Colorado berufen. Ich war sehr aufgeregt! Ich wusste, jemand da draußen machte gerade das Gleiche durch wie ich zuvor – er rief nach Hilfe und sehnte sich nach Glück und Wahrheit. Und ich wusste, dass er – so wie ich – diese Hilfe und das Glück durch das Evangelium Jesu Christi finden würde.

Ich hoffe, dass wir alle zu der Erkenntnis gelangen: „Totoo ‘to!“