2021
Anfänge der Evangeliumsverkündigung in Bulgarien
Juli 2021


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Anfänge der Evangeliumsverkündigung in Bulgarien

Aus diesen Ereignissen in der Geschichte der Kirche können wir viel über die Kraft lernen, die der Missionsarbeit innewohnt

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Straße mit Kopfsteinpflaster in Bulgarien

Am 30. Juli 1899 taufte Mischa Markow, ein serbischer Missionar, der in ganz Europa predigte, unweit von Constanța in Rumänien den ersten bulgarischen Bekehrten, Argir Dimitrow.1

In Rumänien predigten Markow und Dimitrow in vier Sprachen und tauften mehrere Bekehrte, bevor sie von den örtlichen Behörden ausgewiesen wurden.2 Im Juni 1900 verkündeten Markow und der in Bukarest getaufte Bulgarier Michael Dimitrow in den bulgarischen Städten Russe und Sofia das Evangelium.3 Nach einigen Wochen in Sofia wurde Markow – noch bevor er irgendeinen Bekehrten taufen konnte – wiederum verhaftet, verhört und ausgewiesen.4

Danach wurde das wiederhergestellte Evangelium 90 Jahre lang nicht mehr in Bulgarien verkündet. Nach Ende der sozialistischen Ära reiste Elder Russell M. Nelson, der damals dem Kollegium der Zwölf Apostel angehörte, mit weiteren Führern der Kirche nach Sofia. Im Februar 1990 kam Elder Nelson mit Regierungsvertretern zusammen und fragte, was die Kirche für Bulgarien tun könne. Die Antwort lautete, er solle Englischlehrer entsenden.

Im darauffolgenden Herbst fingen sechs mehrheitlich lehrerfahrene Missionare in Sofia, Prawez und Smoljan an, Englischunterricht zu geben. In Sofia machten Elder Morris Mower und seine Frau Annetta mehrere Mitglieder der Kirche in der Region ausfindig, die anderswo in Europa getauft worden waren. Ab dem 14. Oktober 1990 hielt die Familie Mower in ihrer Wohnung wöchentliche Gottesdienste ab. Einen Monat später kamen zu den wöchentlichen Versammlungen bereits mehr als 50 Leute auf engstem Raum zusammen.5 Als im November die ersten Verkündungsmissionare eintrafen, waren sechs Menschen bereit, sich taufen zu lassen.6 Mit dem zunehmenden Interesse an der Kirche war bald klar, dass eine Mission mit Sitz in Bulgarien nötig war.

Eines Morgens im April 1991 klingelte bei Kiril und Nevenka Kiriakov zuhause in Virginia das Telefon. Nevenka Kiriakov erkannte sofort, wer am Apparat war: „Kann ich bitte Bruder Kiriakov sprechen?“, fragte Präsident Thomas S. Monson, damals Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft.7

„Sicher“, antwortete sie und wollte den Hörer schon weiterreichen. Doch Präsident Monson fuhr fort: „Was würden Sie davon halten, wenn Ihr Mann als erster Missionspräsident in Bulgarien berufen würde?“8

Kiril und Nevenka Kiriakov waren 1963 mit ihren Kindern Julia und Peter aus Bulgarien geflohen und hatten sich in Frankreich der Kirche angeschlossen, ehe sie dann in die Vereinigten Staaten auswanderten. Die sozialistischen Machthaber hatten Kiril Kiriakov mit dem Tod und seiner Familie mit lebenslanger Haft gedroht, sollten sie jemals in ihre Heimat zurückkehren. Doch Kiriakov war in einem Segen verheißen worden, dass er das Evangelium in Bulgarien verkünden werde. Da nun eine neue Regierung im Amt war, hielt die Familie die Rückkehr für sicher. Bruder Kiriakov litt zwar unter erheblichen gesundheitlichen Problemen, doch seine Frau und er nahmen die Berufung voller Zuversicht an.9 „Ich wollte unbedingt alle meine Verwandten und Freunde wiedersehen“, meinte Schwester Kiriakov, „und ihnen vom wiederhergestellten Evangelium Jesu Christi erzählen.“10

Die Kiriakovs bereiteten sich auf die Rückkehr in ihr Heimatland vor. Unterdessen trafen in der Missionarsschule in Provo die ersten Missionare ein, für die sie zuständig sein würden. An ihrem ersten Tag stellte sich ihnen ihre Sprachlehrerin vor – Julia Kiriakov Caswell, die Tochter von Kiril und Nevenka.11

Im Juli 1991 wurde die Bulgarien-Mission Sofia gegründet. Durch den Glauben, die Beharrlichkeit und die Anstrengungen der dortigen Mitglieder und der Missionare wurde die Kirche bald offiziell anerkannt.12 Bis Ende 1991 hatten sich über 150 Bulgaren taufen lassen.13

Schon Jahrzehnte bevor es in Bulgarien möglich werden sollte, das Evangelium zu verkünden, fing der Herr mit den Vorbereitungen an. Obwohl die Kirche so lange nicht im Land gewesen war und es anfänglich Schwierigkeiten gab, öffneten der Glaube und der Fleiß derjenigen, die der Herr vorbereitet hatte, die Tür für viele andere, die so das wiederhergestellte Evangelium empfangen konnten.

Wen hat der Herr vorbereitet, damit Sie ihm vom Evangelium erzählen können? Wie hat er den Weg für Sie bereitet? Seien Sie sich gewiss: Es erwarten Sie Wunder, wenn Sie nach Gelegenheiten Ausschau halten, das Evangelium „gemäß dem Maß an Geist und Macht [zu verkünden], das [Ihnen] gegeben werden wird“ (Lehre und Bündnisse 71:1).

Anmerkungen

  1. Kahlile B. Mehr, Mormon Missionaries Enter Eastern Europe, 2002, Seite 9, 362f.

  2. Mehr, Mormon Missionaries Enter Eastern Europe, Seite 9, 362, 364ff.

  3. Mehr, Mormon Missionaries Enter Eastern Europe, Seite 365f.

  4. Mehr, Mormon Missionaries Enter Eastern Europe, Seite 369

  5. Kahlile B. Mehr, „Keeping Promises: The LDS Church Enters Bulgaria, 1990–1994“, BYU Studies Quarterly, 36. Jahrgang, Nr. 4, 1996–1997, Seite 72–77

  6. Mehr, „Keeping Promises“, Seite 78

  7. Nevenka Leonid Kiriakov, My Life Story, 2003, Historisches Archiv der Kirche, Salt Lake City, Seite 160

  8. Kiriakov, My Life Story, Seite 160

  9. Mehr, Mormon Missionaries Enter Eastern Europe, Seite 216f.

  10. Kiriakov, My Life Story, Seite 164

  11. Mehr, „Keeping Promises“, Seite 87f.

  12. Kiriakov, My Life Story, Seite 160–178

  13. Mehr, „Keeping Promises“, Seite 91