2021
Der Vater im Himmel möchte uns wieder bei sich haben
Juli 2021


Der Vater im Himmel möchte uns wieder bei sich haben

Auf dem Weg zurück zu Ihrem Vater im Himmel sind Sie wahrscheinlich schon weiter vorangekommen, als Ihnen bewusst ist

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man walking in light

Meine Eltern, Aparecido und Mercedes Soares, träumten immer schon davon, gemeinsam auf Mission zu gehen. Sie wollten sich beim Herrn dafür erkenntlich zeigen, dass ihre Familie in der ganzen Zeit ihrer Mitgliedschaft in der Kirche so reich gesegnet war. Die Gelegenheit bot sich 1989. Damals wurden sie als Missionare in den São-Paulo-Tempel in Brasilien berufen.

Wenige Monate nach Dienstantritt erlitt mein Vater jedoch einen Herzinfarkt und verstarb. Bei der Beerdigung stand ich mit meiner Mutter vor dem Sarg meines Vaters und umarmte sie.

„Mama, was wirst du jetzt tun?“, fragte ich.

„Die Mission war das, was dein Vater und ich uns sehnlichst gewünscht haben“, lautete ihre Antwort. „Ich werde sie nicht abbrechen. Ich mache weiter – für ihn und für mich.“

Dankenswerterweise stellte der Tempelpräsident meiner Mutter eine andere Witwe als Mitarbeiterin zur Seite, und so blieb sie noch mehr als 20 Monate lang als Missionarin im Tempel. Der Missionsdienst tat ihr gut, und ihr Glaube und ihr Beispiel waren mir und meiner Familie ein Segen.

Während ihrer Zeit im Tempel sind noch zwei meiner Brüder verstorben, und meine Frau und ich haben zwei Kinder verloren. Das erste Kind kam als Frühgeburt zur Welt und war nicht überlebensfähig, und das zweite verloren wir durch eine Fehlgeburt. In dieser für meine Familie äußerst schwierigen Zeit war meine Mutter im Tempel und bekräftigte dort ihren – und stärkte damit auch unseren – Glauben an den Erlösungsplan Tag für Tag aufs Neue.

Ihr Glaube an ein herrliches Wiedersehen mit meinem Vater und die Verheißung ewigen Lebens in der Gegenwart unseres Vaters im Himmel hat sie als Witwe 29 Jahre lang getragen, bis sie schließlich im Alter von 94 Jahren starb.

Der Plan des Glücklichseins

Für uns Mitglieder der Kirche ist es ein großer Segen zu wissen, dass das Evangelium wiederhergestellt wurde. Der Erlösungsplan ist wahrlich der große „Plan des Glücklichseins“ (Alma 42:8). Er verheißt denen, die treu und standhaft sind, ewigen Lohn in Gottes Gegenwart.

Im Buch Lehre und Bündnisse wird kundgetan, dass fast alle Kinder des himmlischen Vaters in eines der Reiche der Herrlichkeit eingehen werden. Durch das Sühnopfer des Erretters werden diejenigen, die „in der Auferstehung der Gerechten“ (Lehre und Bündnisse 76:17) hervorkommen, vollkommen gemacht, und sie ererben die celestiale Herrlichkeit.

Die meisten Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage glauben an diese Lehre. Leider glauben manche aber auch, auf sie selbst träfe dies wohl kaum zu. Sie machen Fehler. Sie kommen in geistiger Hinsicht zwar stetig, aber langsam voran. Sie fragen sich, ob sie jemals gut genug für das celestiale Reich sein werden.

Sollten diese Gedanken Ihnen vertraut vorkommen, denken Sie daran, was der Herr anderen Gläubigen einst gesagt hat: „Erhebt das Haupt und seid voller Trost, denn ich weiß von dem Bund, den ihr mir gemacht habt.“ (Mosia 24:13.)

Gott liebt uns und möchte uns alle wieder bei sich haben. Auf dem Weg zurück zu ihm sind Sie wahrscheinlich schon weiter vorangekommen, als Ihnen bewusst ist.

Gerecht und treu

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woman resting her head in her hands

In Abschnitt 76 des Buches Lehre und Bündnisse offenbart der Herr, wie seine Kinder das celestiale Reich ererben können. Wenn Sie Mitglied der Kirche sind und ein Zeugnis haben, sind Sie bereits auf dem richtigen Weg. Im Buch Lehre und Bündnisse heißt es hierzu:

  • Wir müssen „das Zeugnis von Jesus empfangen“ und „an seinen Namen“ glauben (Vers 51).

  • Wir müssen durch Untertauchen getauft werden (siehe Vers 51).

  • Wir müssen „den Heiligen Geist … durch das Händeauflegen“ von jemandem empfangen, der Priestertumsvollmacht hat (Vers 52).

Die weiteren Schritte erfordern jedoch, dass wir uns unser Leben lang bemühen, und manch einer fühlt sich entmutigt, wenn er mal einen Fehler macht. Wir alle arbeiten daran, diesen Erfordernissen zu entsprechen. Dank des Sühnopfers Jesu Christi können wir das auch alle erreichen, indem wir

  • die Gebote halten und „von all [unseren] Sünden gewaschen und gesäubert werden“ (Vers 52),

  • „durch Glauben überwinden“ (Vers 53),

  • „vom Heiligen Geist der Verheißung gesiegelt“ (Vers 53) werden. Damit ist der Heilige Geist gemeint, der „dem Vater [bezeugt], dass die errettenden heiligen Handlungen rechtens vollzogen wurden und dass die damit einhergehenden Bündnisse gehalten worden sind“1. Diese Siegelung verheißt der Vater all jenen, „die gerecht und treu sind“ (Vers 53).

Über die Gerechten und Treuen hat Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) gesagt: „Welch treffende Beschreibung derer, die im Zeugnis von Jesus tapfer sind. Sie verteidigen mutig Wahrheit und Rechtschaffenheit. Es sind dies Mitglieder der Kirche, die ihre Berufung in der Kirche groß machen (siehe LuB 84:33), den Zehnten und die Opfergaben zahlen, sittlich rein leben, ihre kirchlichen Führer in Wort und Tat unterstützen, den Sabbat heilighalten und alle Gebote Gottes befolgen.“2

Den höchsten Grad des celestialen Reiches – oftmals auch als Erhöhung bezeichnet – erlangen wir nur unter einer letzten Bedingung: Wir müssen „den neuen und immerwährenden Bund der Ehe“ (Lehre und Bündnisse 131:2) eingehen, der im Tempel durch rechtmäßige Priestertumsvollmacht geschlossen wird. Wir wissen, dass gemäß dem barmherzigen Plan unseres Vaters denen, die in diesem Leben bis ans Ende getreulich aushalten, aber keine Gelegenheit hatten, im Tempel gesiegelt zu werden, die celestialen Segnungen im nächsten Leben zugänglich gemacht werden.

Im Buch Mormon lesen wir, dass alle Kinder Gottes, die seine Gebote halten und treu sind, unabhängig von ihren Lebensumständen gesegnet und „in den Himmel aufgenommen [werden], sodass sie dadurch mit Gott in einem Zustand nie endenden Glücks weilen“ (Mosia 2:41). Der barmherzige und von göttlicher Liebe getragene Erlösungsplan unseres Vaters im Himmel schenkt uns immerzu Hoffnung.

Die Segnungen der Umkehr

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man praying

Foto von Hyun Lee

Unser Prophet, Präsident Russell M. Nelson, hat gesagt: „Der Herr erwartet an dieser Stelle unseres ewigen Fortschritts keine Vollkommenheit von uns. Aber er erwartet, dass wir immer reiner werden. Die tägliche Umkehr ist der Weg zu Reinheit, und Reinheit bringt Macht.“3

Präsident Nelson sagte auch, dass wir eine „stärkende Kraft“ erleben, wenn wir „jeden Tag ein wenig besser handeln und besser sind“4. Wenn wir diese stärkende Kraft dem natürlichen Menschen (siehe Mosia 3:19) entgegensetzen, kommen wir auf dem Weg zurück zu unserem Vater immer weiter voran.

Da in Gottes Gegenwart nichts Unreines wohnen kann (siehe Mose 6:57), arbeiten wir Tag für Tag an einer echten, geistigen Wandlung in unseren Gedanken, unseren Wünschen und unserem Verhalten. Der Apostel Paulus hat es einst so ausgedrückt: Wir bemühen uns, eine neue Schöpfung in Christus zu werden, indem wir das alte Ich ablegen und allmählich durch das neue ersetzen (siehe 2 Korinther 5:17). Diese Veränderung geht schrittweise vonstatten: Wir bemühen uns, jeden Tag ein wenig besser zu werden.

Dem Erretter nachzufolgen, indem wir uns bemühen, ihm gleich zu werden, erfordert immer wieder Selbstbeherrschung und Verzicht – der Heiland hat das so bezeichnet, dass wir unser Kreuz auf uns nehmen müssen (siehe Matthäus 16:24-26). Wir nehmen unser Kreuz auf uns, wenn wir

  • Wünsche, Begierden und Leidenschaften zügeln,

  • uns willig allem fügen, „was der Herr für richtig hält, [uns] aufzuerlegen“ (Mosia 3:19),

  • auf alles Ungöttliche verzichten (siehe Moroni 10:32),

  • unseren Willen dem des Vaters unterwerfen, wie es auch der Erretter getan hat.

Und was tun wir, wenn wir straucheln? Wir wenden uns an unseren Vater und bitten ihn, „das sühnende Blut Christi [anzuwenden], damit wir Vergebung empfangen für unsere Sünden“ (Mosia 4:2). Wir bemühen uns von neuem, unsere Schwächen zu überwinden und von der Sünde zu lassen. Wir beten um Gnade, also „die helfende Macht und die geistige Heilung“, die uns Jesus Christus anbietet.5 Wir nehmen unser Kreuz auf uns und setzen den Weg fort, der uns ins gelobte Land – in die Gegenwart unseres Gottes – führt, wie lang und schwierig er auch sein mag.

Vertrauen Sie auf Gottes Verheißungen

Gottes Werk und seine Herrlichkeit liegen darin, für uns Unsterblichkeit und ewiges Leben zustande zu bringen (siehe Mose 1:39). Unser Teil daran, dass diese Herrlichkeit zustande gebracht wird, besteht unter anderem darin, dass wir im Erdenleben in unserem Zeugnis tapfer sind.

Der Prophet Joseph Smith sah in einer Vision, dass die Glaubenstreuen „alles überwinden“ werden (Lehre und Bündnisse 76:60). Später erklärte er: „Alle Throne und Königreiche, Fürstentümer und Mächte werden offenbart und all denen anheimgegeben werden, die um des Evangeliums Jesu Christi willen tapfer ausgeharrt haben.“ (Lehre und Bündnisse 121:29.)

Wenn wir auf diese Verheißungen vertrauen, geben wir weder uns selbst noch unsere Angehörigen noch sonst ein Kind Gottes als verloren auf. Wir bemühen uns dann, unser Bestes zu geben und auch anderen zu helfen, es uns gleichzutun. Niemand von uns ist aus sich selbst heraus jemals gut genug, um im celestialen Reich errettet zu werden, doch „durch die Verdienste und die Barmherzigkeit und Gnade des heiligen Messias“ (2 Nephi 2:8) ist diese Segnung nie außer Reichweite.

Ich bezeuge, dass wir – sofern wir treu bleiben – in der Gegenwart des Vaters und des Sohnes einen „Zustand nie endenden Glücks“ ererben werden. „O denkt daran, denkt daran, dass dies wahr ist; denn Gott, der Herr, hat es gesprochen.“ (Mosia 2:41.)

Anmerkungen

  1. Schriftenführer, Stichwort „Heiliger Geist der Verheißung“, scriptures.ChurchofJesusChrist.org

  2. Ezra Taft Benson, „Valiant in the Testimony of Jesus“, Ensign, Februar 1987, Seite 2

  3. Russell M. Nelson, „Wir können besser handeln und besser sein“, Liahona, Mai 2019, Seite 68

  4. Russell M. Nelson, „Wir können besser handeln und besser sein“, Seite 67

  5. „Gnade“, Evangeliumsthemen, topics.ChurchofJesusChrist.org