2022
„Du weißt es doch schon!“
Juli 2022


„Du weißt es doch schon!“

Langen (AM): Als ich 16 Jahre alt war, habe ich meine damals beste Freundin in der Kirche kennengelernt. Ich war in der Kirche aufgewachsen und hatte nie ein Problem damit gehabt, in die Kirche zu gehen oder mich dort wohlzufühlen. Alles war in Ordnung, aber wenn ich Leute am Fastsonntag oben am Podium sprechen hörte, die sagten, dass sie wüssten, dass die Kirche wahr sei, oder dass sie wüssten, dass Gott lebt, dann habe ich mich immer gefragt, wie sie es wissen können. Ich dachte, dass man so etwas gar nicht wissen, sondern nur daran glauben könne.

Meine beste Freundin war kurz vorher von Missionaren belehrt und dann getauft worden. Sie sprühte nur so vor Begeisterung für das Evangelium und wollte am liebsten jedem auf der Straße davon erzählen. Mich hat das tief beeindruckt, und ich wollte auch haben, was sie hatte. Also habe ich mich irgendwann beim Schriftstudium hingekniet und den Vater im Himmel gebeten, mir ein persönliches Zeugnis vom Buch Mormon, von der Kirche, von seiner Existenz, von meinem Erretter Jesus Christus zu geben. Und da sind mir die Tränen gekommen. Mir ist eine Schriftstelle in den Sinn gekommen, die ich vom Seminar her kannte: „Habe ich deinem Sinn nicht Frieden in dieser Angelegenheit zugesprochen? Welch größeres Zeugnis kannst du haben als von Gott?“ (LuB 6:23.) Ich habe den Gedanken in mir verspürt: „Du weißt es doch schon!“ In dem Moment habe ich die Liebe meines Vaters im Himmel sehr stark verspürt und meine Tränen waren Tränen der Dankbarkeit, Liebe und Freude!

Von da an bin ich auch öfter bei den Lehrgesprächen der Missionare dabei gewesen. Das Evangelium hat mir so viel Freude in mein Leben gebracht, dass ich immer mehr den Wunsch entwickelt habe, auf Mission zu gehen, um dem Vater im Himmel ein kleines bisschen zurückzugeben, was er mir an Segen gab.

Meine Mission war nicht immer leicht, so wie das Leben es auch nicht ist. Ich habe es als etwas Besonderes empfunden, Zeit zu haben, um mich nur auf das Evangelium Jesu Christi zu konzentrieren und alle anderen Belange des Lebens auszublenden. Ich durfte den Geist verspüren und lernen, wie man aufrichtig betet. Der Vater im Himmel war mir nah und ich verspürte seine Liebe in großem Maße. Ich sah auch die Menschen um mich herum mit einer reineren Christusliebe. Das Schriftstudium stand oft im Mittelpunkt in dieser Zeit. Heute findet es oft neben dem Alltag statt.

Mein Zeugnis ist sehr gewachsen! Als ich später selbst eine Familie hatte und oft nicht dazu kam, in den Schriften zu studieren oder mich intensiv mit dem Evangelium zu befassen, habe ich sehr davon gezehrt. Schriftstellen und Geschichten aus den heiligen Schriften kamen mir ins Gedächtnis, die ich lange nicht gelesen hatte, die aber in einer bestimmten Situation mit meinen Kindern von Bedeutung waren. Bis heute verspüre ich die Segnungen, die mir meine Mission gebracht hat, und ich freue mich darauf, mit meinem Mann wieder auf Mission zu gehen, wenn die Zeit gekommen ist. Es war ein Trugschluss zu glauben, dass ich dem Vater im Himmel etwas zurückgeben könnte – er hat mich sehr viel mehr gesegnet!