2022
Der Patriarchalische Segen – Erkenntnisse von Propheten und Patriarchen
Februar 2022


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Der Patriarchalische Segen – Erkenntnisse von Propheten und Patriarchen

Ein Blick auf den Zweck des Patriarchalischen Segens und darin enthaltene Verheißungen

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Eine junge Frau bekommt einen Segen

Foto von Jeremy Hall

„Ich weiß noch, wie ich zum ersten Mal jemandem einen Patriarchalischen Segen gegeben habe“, erzählt Wjatscheslaw A. Protopopow, ein Patriarch in Moskau. „Natürlich hatte ich nachgedacht, studiert und mich geistig vorbereitet. Ich war ein wenig nervös, aber als der Zeitpunkt gekommen war, erfüllte der Geist den Raum und beseitigte allen Zweifel und jedes Hemmnis. Der Geist half mir, die Worte zu vernehmen, die mir ins Herz kamen.“

Wie Bruder Protopopow verkünden auch andere in der Kirche berufene Patriarchen durch den Geist der Offenbarung die Abstammungslinie und spenden Patriarchalische Segen. Hier folgen einige Aussagen von Propheten und Aposteln sowie Gedanken von vier Patriarchen darüber, wie man diese heilige Quelle geistiger Führung empfängt und ihr folgt.

Persönliche Botschaften vom Vater im Himmel

„Überall auf der Welt bereiten sich edle Patriarchen geistig darauf vor, den Patriarchalischen Segen zu spenden“, erklärt Elder Gerrit W. Gong vom Kollegium der Zwölf Apostel. „Wenn der Patriarch Ihnen die Hände auflegt, spürt er die Liebe, die Gott für Sie hegt, und bringt dies[e] zum Ausdruck. Er sagt, zu welchem Stamm im Haus Israel Sie gehören. Er nennt Segnungen vom Herrn.“1

Patriarch Clayne A. Steed aus der kanadischen Provinz Alberta meint: „Die Einzigartigkeit der Segen, die ich spende – Worte, Formulierungen und ganze Sätze –, stimmt mich immer wieder demütig. Durch die Eingebungen des Heiligen Geistes werden sie zu Eindrücken, Gedanken und Worten, die durch mich als Mittler eine Stimme finden, sodass der Vater im Himmel seine Kinder segnen kann. Ich kann die Bedeutung dessen, was gesagt wird, kaum ermessen, weil es ja nicht mein Segen ist – es ist Gottes Segen“ für seine Kinder.

„So wie es vieles gibt, was uns in unserem Wesen und unserem Erfahrungsschatz unterscheidet, so ist auch jeder Patriarchalische Segen etwas ganz Persönliches“, sagt Emile E. Bailly aus Loiret in Frankreich. „Durch die Macht der Offenbarung kann jedes Kind des himmlischen Vaters wissen, dass dieser Segen von Gott direkt an den Betreffenden persönlich ergeht.“

„Ihr Patriarchalischer Segen gehört Ihnen, und nur Ihnen allein“, erklärte Präsident Thomas S. Monson (1927–2018). „Er kann kurz oder lang sein, einfach oder inhaltsschwer. Länge und Ausdrucksweise sind beim Patriarchalischen Segen nicht wichtig. Der Geist vermittelt das, was der Segen wirklich aussagt.“2

Welche Rolle wir bei den verheißenen Segnungen spielen

Elder David A. Bednar vom Kollegium der Zwölf Apostel hat uns daran erinnert, dass wir „entweder durch Abstammung oder durch Adoption ein rechtmäßiger Erbe der Verheißungen [sind], die Abraham von Gott erhalten hat. Wir sind die Nachkommen Abrahams. Einer der Hauptgründe, warum wir einen Patriarchalischen Segen erhalten, ist, dass wir durch ihn besser verstehen, wer wir als Nachkommenschaft Abrahams sind, und dass er uns die Verantwortung, die uns auferlegt ist, besser erkennen lässt.“3 Unser Patriarchalischer Segen trägt dazu bei, dass wir sowohl die Arbeit als auch die Segnungen erkennen können, die der Vater im Himmel durch unsere Rechtschaffenheit für uns bereithält.

„Ein Patriarchalischer Segen hilft uns, im Glauben und im Zeugnis stärker zu werden, Prüfungen zu bestehen und glücklich zu werden“, erklärt Bruder Protopopow. „Wenn wir uns eingehend mit dem Segen befassen, wird uns durch Inspiration, durch den Wunsch, rechtschaffen zu sein, und durch unsere Bemühungen, die Weisungen und Lehren der lebenden Propheten zu befolgen, noch mehr offenbart. Wenn wir uns regelmäßig in unseren Segen vertiefen, hilft er uns, Jesus Christus näherzukommen und im Erdenleben vermehrt Rechtschaffenheit zu sehen und wertzuschätzen.“

„Entscheidungsfreiheit ist eine göttliche Gabe“, so Bruder Steed. „Wenn wir von dieser Gabe weise Gebrauch machen, indem wir rechtschaffene Entscheidungen treffen, segnet uns der Herr. Aus einer Möglichkeit wird dann immer häufiger eine reale Gegebenheit. Der Herr zwingt seinen Kindern keine Segnungen auf. Wir müssen rechtschaffen und gehorsam handeln, um die verheißenen Segnungen zu erlangen.“

Präsident Russell M. Nelson hat gesagt: „Euer Patriarchalischer Segen … hilft euch, das zu werden, was in euch steckt. Durch eure Glaubenstreue könnt ihr buchstäblich Anspruch darauf erheben, dass der Herr diese Segnungen auch in Erfüllung gehen lässt.“4

Die Ewigkeit im Blick

„Ich wünschte, mehr Menschen würden verstehen, dass ihr Patriarchalischer Segen nicht nur für dieses Erdenleben gedacht ist, sondern auch für die Ewigkeit“, meint Keith L. Stapleton aus Georgia. „Wir müssen bedenken, dass der Vater im Himmel uns von Anfang an kennt. Wir sind ja seine Kinder. Er weiß alles über uns – kennt unser vorirdisches Dasein, unser Erdenleben und das, was die Ewigkeit betrifft. Daher kann unser Patriarchalischer Segen für jeden Abschnitt unseres Daseins gelten.“

„Manchmal macht sich jemand Sorgen, weil eine Verheißung aus dem Patriarchalischen Segen noch nicht in Erfüllung gegangen ist“, so Boyd K. Packer (1924–2015), ehemaliger Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel. „Beispielsweise kann aus dem Segen hervorgehen, dass das Mitglied heiraten wird – aber es findet keinen Ehepartner. Das bedeutet nicht, dass der Segen nicht in Erfüllung gehen wird. Es ist gut, wenn man weiß, dass die Dinge zu der vom Herrn bestimmten Zeit geschehen und nicht immer nach unserem Zeitplan. Ewiges kennt keine Grenzen. Und unser Leben dauert – vom Vorherdasein bis zu unserem Leben nach dem Tod – ewig.“5

Präsident James E. Faust (1920–2007), ehemals Zweiter Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft, hat sich ähnlich ausgedrückt: „Ein Patriarchalischer Segen ist eine heilige Richtschnur mit Ratschlägen, Verheißungen und Hinweisen vom Herrn. Erwartet jedoch nicht, dass der Segen alles genau aufzeigt, was euch geschehen wird, oder dass er alle Fragen beantwortet. Wenn im Segen ein großes Ereignis im Leben, wie etwa eine Mission oder eine Eheschließung, nicht erwähnt wird, bedeutet dies nicht, dass es nicht stattfinden wird. Mein eigener Segen ist kurz und auf etwa eine dreiviertel Seite begrenzt, aber er ist für mich völlig ausreichend und vollkommen.“ Außerdem hat uns Präsident Faust geraten, „den Patriarchalischen Segen demütig, gebeterfüllt und oft“6 zu lesen.

„Unsere geistige Reife nimmt ständig in dem Maße zu, wie wir uns darum bemühen“, erläutert Bruder Bailly. „Deshalb ist es gut, den Patriarchalischen Segen von Zeit zu Zeit noch einmal zu lesen, denn dann können uns zu unserer Erbauung neue Eindrücke, Gefühle und zusätzliche Erkenntnis gegeben werden. Der Vater im Himmel wird nie aufhören, sich für jeden von uns all das Gute zu wünschen, was wir empfangen können. All dies kommt zur rechten Zeit, wenn wir bereit dafür sind – sei es in diesem Leben oder danach.“

Anmerkungen

  1. Gerrit W. Gong, „Zugehörigkeit durch Bündnisse“, Liahona, November 2019, Seite 82

  2. Thomas S. Monson, „Your Patriarchal Blessing: A Liahona of Light“, Ensign, November 1986, Seite 66

  3. David A. Bednar, „Ein Missionar werden“, Liahona, November 2005, Seite 47

  4. Russell M. Nelson, „Thanks for the Covenant“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 22. November 1988, Seite 5, speeches.byu.edu

  5. Boyd K. Packer, „Der Pfahlpatriarch“, Liahona, November 2002, Seite 45

  6. James E. Faust, „Patriarchal Blessings“, Andacht an der Brigham-Young-Universität, 30. März 1980, Seite 2, speeches.byu.edu