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Kapitel 29: Alma 30 und 31


Kapitel 29

Alma 30 und 31

Einleitung

In Kapitel 30 und 31 von Alma lesen wir von Personen und Ideologien, die sich gegen Jesus Christus richten. Präsident Ezra Taft Benson (1899–1994) hat dazu gesagt:

„Das Buch Mormon bringt die Menschen im Wesentlichen auf zweierlei Weise zu Christus. Erstens berichtet es klar und deutlich von Christus und seinem Evangelium. …

Zweitens stellt das Buch Mormon die Feinde Christi bloß. Es widerlegt falsche Lehren und bereitet dem Streit ein Ende. (Siehe 2 Nephi 3:12.) Es wappnet die demütigen Nachfolger Christi gegen die bösen Absichten, Strategien und Lehren des Teufels in unserer Zeit. Die Charakteristik der Abgefallenen im Buch Mormon ähnelt der der Abgefallenen unserer heutigen Zeit. Gott gestaltete in seiner allumfassenden Voraussicht das Buch Mormon so, damit wir den Irrtum sehen können und wissen, wie man falsche erzieherische, politische, religiöse und philosophische Ansichten unserer Zeit bekämpft.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1975.)

Wenn Sie sich damit befassen, wie Korihor danach trachtete, den Glauben der Nephiten zu zerstören, können Sie dieselben schädlichen Argumente der heutigen Zeit leichter erkennen. Wenn Sie Almas Antwort an Korihor gut kennen, sind Sie besser vorbereitet, sich und andere gegen diejenigen zu verteidigen, die unseren Glauben zerstören wollen.

Kommentar

Alma 30. Korihor in der heutigen Zeit

  • Elder Gerald N. Lund, ein ehemaliger Siebziger, hat dargelegt, dass es heutzutage vieles gibt, was Korihors Lehren ähnelt:

    „Heute ist die Welt durchdrungen von Philosophien, die denen Korihors ähneln. Wir lesen sie in Büchern, sehen sie preisgekrönt im Kino und im Fernsehen und hören sie als Lehrstoff in Unterrichtsräumen und manchmal als Predigt in den Kirchen der heutigen Zeit. …

    Wir sehen klare Beweise dafür, dass Mormon inspiriert war, indem er uns einen vollständigen Bericht von Korihor und seiner Doktrin gab. Obwohl Korihors Lehrsätze schon alt sind, sind seine Ideen so modern wie die heutigen Hochgeschwindigkeitsdruckerpressen und Satellitenschüsseln.“ („Countering Korihor’s Philosophy“, Ensign, Juli 1992, 20.)

Alma 30:6. Antichristen

  • Dem Schriftenführer entnehmen wir, dass ein Antichrist „jede Person oder Sache [ist], die den wahren Evangeliumsplan der Errettung verfälscht und offen oder heimlich gegen Christus ist. … Der große Antichrist ist Luzifer, aber er hat viele Helfer, sowohl Geistwesen als auch Sterbliche.“ („Antichrist“, Seite 12.)

    Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat außerdem erläutert: „Ein Antichrist ist ein Gegner von Christus; er leistet Widerstand gegen das wahre Evangelium, die wahre Kirche und den wahren Plan der Errettung. (1 Johannes 2:19; 4:4-6.) Er bietet den Menschen Errettung unter anderen Bedingungen an als denen, die Christus vorgegeben hat. Scherem (Jakob 7:1-23), Nehor (Alma 1:2-16) und Korihor (Alma 30:6-60) waren Antichristen und verbreiteten ihre Lehren der Täuschung unter den Nephiten.“ (Mormon Doctrine, 2. Aufl., 1966, Seite 39f.)

Alma 30:7,11. „Kein Gesetz gegen die Glaubensansichten eines Menschen“

  • Da es „kein Gesetz gegen die Glaubensansichten eines Menschen“ gab, mag sich manch einer fragen, warum Korihor verhaftet wurde. König Mosia hatte einen Aufruf ausgesandt, in dem es hieß, „dass ein Ungläubiger niemanden verfolgen dürfe, der der Kirche Gottes angehörte“ (Mosia 27:2), weil das gegen das nephitische Gesetz verstoße.

    Offensichtlich handelte Korihor seiner Überzeugung gemäß, aber als er danach trachtete, die Kirche zu vernichten, verstieß er gegen König Mosias Aufruf. Interessant ist dabei, dass viele in Zarahemla Korihor und seine Lehren annahmen, während das Volk Ammon, das die meiste Zeit seines Lebens gemäß einem ähnlichen Glauben wie dem Korihors gelebt hatte, veranlasste, „ihn außer Landes [zu] bringen“ (Alma 30:21; siehe auch Vers 18-20). Ihnen war klar, welche Gefahr von Korihors Lehren ausging.

Alma 30:12-18. Korihors Taktik

  • Ein Religionswissenschaftler hat ausgeführt, wie sehr Korihors Lehrsätze vielen Philosophien unserer Zeit gleichen: „Korihor bestand darauf, streng logisch und wissenschaftlich an alle Probleme heranzugehen und behauptete, alles andere sei die ,Auswirkung eines wirren Sinns‘ (Alma 30:13-16). Er zog gegen die angebliche Tyrannei überlieferter Traditionen und primitiven Aberglaubens zu Felde, die laut seinen Worten dazu führten, dass die Menschen an etwas glaubten, was nicht so war (siehe Alma 30:16). Er forderte sie auf, sich von den ,dummen Überlieferungen ihrer Väter‘ (Alma 30:31) freizumachen. Er forderte eine neue Moral, mit der man die alten ,Beschränkungen‘ los würde (siehe Alma 30:17,18,25). Er rief dazu auf, sich von der angeblichen Ausbeutung durch die Priester zu befreien (siehe Alma 30:27), und verlangte, jeder müsste frei von dem Gebrauch machen können, was ihm gehörte (siehe Alma 30:28). Er predigte einen strikten Naturalismus, der keinen ,Unfug‘ duldete: ,Wenn der Mensch tot sei, dann sei dies das Ende.‘ (Alma 30:18.) Und er predigte die logische Folge davon, nämlich strikten Materialismus: ,Es [ergehe] jedermann in diesem Leben so …, wie es dem Verhalten jedes Geschöpfs entspreche.‘ (Alma 30:17.) Das ergab eine festumrissene Philosophie, die alles gestattete: ,Darum gedeihe jeder Mensch, wie es seiner Begabung entspreche, und jeder Mensch gewinne, wie es seiner Kraft entspreche‘ – und nur das unbarmherzige Naturgesetz, nämlich ob man Erfolg oder Misserfolg habe, bestimme, was Recht und Unrecht sei –, ,und was auch immer jemand tue, sei kein Verbrechen.‘ (Alma 30:17.) Hier wurde die Theorie, dass der Stärkere überlebt, auf das Verhalten des Menschen angewandt, und die Abschaffung der ,alten Moral‘ und der ,alten Hemmungen‘ gefiel vielen so gut, dass sie in ihrer Schlechtigkeit das Haupt emporhoben und viele dazu verführten, Hurerei zu begehen (siehe Alma 30:18). Aber mit seiner Befreiungstheorie entfachte Korihor gleichzeitig einen regelrechten Kreuzzug der Intoleranz allem Widerstand seiner Theorie gegenüber. Genau das ist auch bezeichnend für die Verfechter seiner Philosophien in der heutigen Zeit, die allen Widerstand als ,töricht‘ bezeichnen (Alma 30:13,14), als ,dumm‘ (Alma 30:31) und als Zeichen für einen verwirrten Sinn (siehe Alma 30:16). Für Alma war eine freie Gesellschaft eine Gesellschaft, wo jeder denken und sagen konnte, was er wollte (siehe Alma 30:7-12), für Korihor hingegen war eine Gesellschaft nur dann frei, wenn jeder genauso dachte wie er (siehe Alma 30:24).“ (Hugh W. Nibley, Since Cumorah, 2. Aufl., 1988, Seite 379f.)

Alma 30:15,16. Korihors falsche Lehren

  • Korihors Lehre, dass man nichts von dem wissen kann, was man nicht sieht, enspricht der Philosophie, dass alles Denken und Wissen aus Erfahrungen stammt und mittels Erfahrung überprüft werden kann, und dass man nur das wissen kann, was man mit seinen Sinnen aufnehmen, also sehen, riechen, anfassen, hören oder schmecken kann. Da man geistige Erlebnisse, also auch Offenbarung von Gott, selten sehen, riechen, anfassen, hören oder schmecken kann, halten Anhänger von Korihors Philosophie sie für bedeutungslos.

    Präsident Boyd K. Packer, Präsident des Kollegiums der Zwölf Apostel, hat von einem Erlebnis berichtet, das zeigt, dass Geistiges normalerweise nicht über einen unserer fünf Sinne an uns ergeht:

    „Ich möchte Ihnen etwas erzählen, was ich erlebt habe, als ich noch keine Generalautorität war, und was mich nachhaltig beeinflusst hat. Ich saß im Flugzeug neben einem erklärten Atheisten, der so eindringlich zum Ausdruck brachte, dass er nicht an Gott glaube, dass ich ihm Zeugnis gab. ,Sie irren sich‘, sagte ich, ,es gibt einen Gott. Ich weiß, dass er lebt.‘

    Er widersprach: ,Das wissen Sie nicht. Niemand weiß das. Das kann man gar nicht wissen!‘ Als ich aber auf meiner Aussage beharrte, stellte der Atheist, der von Beruf Anwalt war, die vielleicht alles entscheidende Frage zum Thema Zeugnis. ,Also gut‘, sagte er spöttisch und herablassend, ,Sie sagen also, Sie wissen es. Dann erklären Sie mir einmal, woher Sie es wissen.‘

    Als ich darauf zu antworten versuchte, fehlten mir die Worte, obwohl ich mehrere akademische Abschlüsse habe.

    Sie als Missionare, die Sie ja noch jung sind, sind auch manchmal ganz verlegen, wenn ein Zyniker und Skeptiker Sie verächtlich behandelt, weil Sie nicht auf alles gleich eine Antwort parat haben. Wenn man so verspottet wird, wendet sich manch einer beschämt ab. Sie kennen doch die eiserne Stange, das geräumige Gebäude und den Spott, nicht wahr? (Siehe 1 Nephi 8:28.)

    Als ich dann von Geist und Zeugnis sprach, erwiderte der Atheist: ,Ich weiß nicht, wovon Sie reden.‘ Die Begriffe Gebet, Erkennen und Glaube hatten für ihn ebenfalls keine Bedeutung. ,Sehen Sie‘, sagte er, ,Sie wissen es doch nicht wirklich. Wenn Sie es wüssten, könnten Sie mir ja auch erklären, woher Sie es wissen.‘

    Ich hatte schon das Gefühl, es sei vielleicht unklug gewesen, ihm Zeugnis zu geben, und war ziemlich ratlos. Dann geschah es! Mir fiel etwas ein. Dazu möchte ich hier den Propheten Joseph Smith zitieren: ,Man kann daraus Nutzen ziehen, dass man auf die ersten Anzeichen des Geistes der Offenbarung achtet; zum Beispiel: Wenn jemand spürt, dass reine Intelligenz in ihn einströmt, taucht vielleicht plötzlich ein Gedanke in ihm auf … Und wenn man auf diese Weise den Geist Gottes kennen und verstehen lernt, kann man in das Prinzip Offenbarung hineinwachsen, bis man vollkommen wird in Christus Jesus.‘ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Joseph Smith, Seite 145.)

    Solch ein Gedanke kam mir in den Sinn, und ich wandte mich an den Atheisten: ,Ich möchte Sie fragen, ob Sie wissen, wie Salz schmeckt.‘

    ,Natürlich weiß ich das‘, erwiderte er.

    ,Wann haben Sie zum letzten Mal Salz geschmeckt?‘

    ,Gerade beim Essen hier im Flugzeug.‘

    ,Sie glauben nur, dass Sie wüssten, wie Salz schmeckt‘, fuhr ich fort.

    Er bestand darauf: ,Ich weiß genauso gut, wie Salz schmeckt, wie ich irgendetwas anderes weiß.‘

    ,Wenn ich Ihnen eine Tasse Salz und eine Tasse Zucker gäbe und Sie von beidem kosten ließe, könnten Sie das Salz vom Zucker unterscheiden?‘

    ,Jetzt werden Sie aber kindisch‘, antwortete er. ,Natürlich könnte ich das unterscheiden. Ich weiß, wie Salz schmeckt. Das ist etwas ganz Alltägliches – ich weiß es ganz genau.‘

    Ich fuhr fort: ,Dann nehmen wir einmal an, ich hätte noch nie Salz probiert. Erklären Sie mir einfach, wie es schmeckt.‘

    Nach einigem Überlegen meinte er: ,Na ja, also, es ist weder süß noch sauer.‘

    ,Jetzt haben Sie mir gesagt, wie es nicht schmeckt, aber nicht, wie es schmeckt.‘

    Er versuchte es noch mehrmals, aber natürlich gelang es ihm nicht. Mit Worten allein konnte er so etwas Gewöhnliches wie den Geschmack von Salz nicht erklären. Ich gab ihm erneut Zeugnis und sagte: ,Ich weiß, dass es einen Gott gibt. Sie haben dieses Zeugnis verhöhnt und gesagt, wenn ich es wirklich wüsste, könnte ich Ihnen auch genau erklären, woher. Mein Freund, in geistiger Hinsicht habe ich Salz gekostet. Ich kann Ihnen genauso wenig mit Worten erklären, wie ich zu dieser Erkenntnis gekommen bin, wie Sie mir sagen können, wie Salz schmeckt. Doch ich sage Ihnen nochmals: Es gibt einen Gott! Er lebt! Und bloß weil Sie das nicht wissen, brauchen Sie mir nicht weiszumachen, dass ich es auch nicht wüsste, denn ich weiß es in der Tat!‘

    Als wir auseinandergingen, hörte ich ihn noch murmeln: ,Ich komme auch ohne Ihre Religion zurecht. Ich brauche sie nicht!‘

    Seit diesem Erlebnis habe ich mich nie mehr dafür geschämt, dass ich mit Worten allein nicht alles erklären konnte, was ich in geistiger Hinsicht wusste.“ („The Candle of the Lord“, Ensign, Januar 1983, Seite 51f.)

Alma 30:17. Korihor lehrte, „was auch immer jemand tue“ sei keine Sünde

  • Allem zum Trotz, was manche Menschen auf der Welt glauben, lehrt das Evangelium, dass es so etwas wie ein relatives Wertesystem nicht gibt. In manchen Kulturen scheint ein solcher wertefreier Lebensstil erlaubt zu sein, und es wird sogar zu Unehrlichkeit in subtiler Form angehalten – innerhalb der öffentlichen Hand, bei Geschäften und in persönlichen Beziehungen. Aus dem Buch Mormon geht jedoch hervor, dass es Richtig und Falsch gibt, und auch, nach welchem Maßstab wir urteilen sollen (siehe Moroni 7:16,17).

  • Korihors Philosophie, dass jeder Mensch so gedeihe, „wie es seiner Begabung entspreche, und jeder Mensch gewinne, wie es seiner Kraft entspreche“ schließt aus, dass wir Gott in unserem Leben brauchen. Seine Lehre, dass „was auch immer jemand tue … kein Verbrechen“ sei, hätte für den Menschen ein ichbezogenes, relatives Wertesystem zur Folge.

  • Elder Neal A. Maxwell (1926–2004) vom Kollegium der Zwölf Apostel hat hervorgehoben, dass Korihors Lehren auf Egoismus fußen:

    „Manch ein Egoist glaubt fälschlicherweise, es gebe kein göttliches Gesetz, und daher auch keine Sünde (siehe 2 Nephi 2:13). Für den Egoisten wird also eine Situationsethik nach Maß geschaffen. Wenn man persönliche Interessen verfolgt, kann man durch Fähigkeit und Kraft alles erreichen, denn es gibt ja keinerlei Verbrechen (siehe Alma 30:17).

    Es überrascht auch nicht, dass Egoismus zu schrecklichen Fehlern im Denken und Handeln führt. So sagte beispielsweise der durch sein Machtstreben verdorbene Kain, nachdem er Abel getötet hatte: ,Ich bin frei.‘ (Mose 5:33; siehe auch Mose 6:15.)

    Zu den schlimmsten Folgen des krassen Egoismus‘ gehört darum auch ein tiefgehender Verlust der Verhältnismäßigkeit; es ist, als ob man Mücken aussiebt und Kamele verschluckt – mit all den modernen Entsprechungen (siehe Matthäus 23:24). Heute sind das beispielsweise diejenigen, die sich über manche Kleinigkeit aufregen, die aber die Tötung von ungeborenen Babys hinnehmen, sogar im fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft. Es überrascht also kaum, dass der Egoismus ein Linsengericht zu einem Festmahl hochstilisiert und dreißig Silberstücke wie eine Goldgrube aussehen lässt.“ (Der Stern, Juli 1999, Seite 27.)

Alma 30:20-23. Was Führer der Kirche lehren

  • Der Hohepriester Giddonach konfrontierte Korihor mit der Frage, warum er den Propheten widerspräche und das Dasein Jesu Christi leugne. Korihor wich dieser Frage aus und setzte zu einem verbalen Angriff gegen die Gläubigen und ihre Führer an. Er wollte es als töricht hinstellen, wenn man den Führern der Kirche folgt. Präsident Henry B. Eyring von der Ersten Präsidentschaft hat dagegen gesagt:

    „Korihor argumentierte so, wie die Menschen seit Anbeginn der Zeit falsch argumentieren, nämlich dahingehend, dass man, wenn man den Rat der Diener Gottes annehme, sein gottgegebenes Recht auf Unabhängigkeit aufgäbe. Aber das Argument ist falsch, denn es gibt die Wirklichkeit falsch wieder. Wenn wir den Rat, der von Gott kommt, ablehnen, entscheiden wir uns nicht dafür, von äußerem Einfluss unabhängig zu sein. Wir entscheiden uns für einen anderen Einfluss. Wir lehnen den Schutz des vollkommen liebenden, allmächtigen, allwissenden Vaters im Himmel ab, der doch einzig und allein darauf bedacht ist, ebenso wie sein geliebter Sohn, uns ewiges Leben zu schenken, uns alles zu schenken, was er hat, und uns wieder nach Hause zu bringen – in eine Familie und in die Arme seiner Liebe. Indem wir seinen Rat verwerfen, entscheiden wir uns für den Einfluss einer anderen Macht, die darauf aus ist, uns elend zu machen, und die vom Hass geleitet ist. Gott hat uns Entscheidungsfreiheit geschenkt. Sie ist nicht das Recht, uns dafür zu entscheiden, von jeglichem Einfluss frei zu sein, sondern das unveräußerliche Recht, uns der Macht zu unterwerfen, für die wir uns entscheiden.

    Ein weiterer Trugschluss besteht darin, zu meinen, die Entscheidung, ob wir den Rat der Propheten annehmen wollen, bedeute nicht mehr, als dass man eben einen guten Rat annimmt und daraus Nutzen zieht, oder aber dort bleibt, wo man ist. Dabei ändert die Entscheidung, den prophetischen Rat nicht anzunehmen, sogar den Boden unter unseren Füßen. Er wird gefährlicher. Wenn wir den prophetischen Rat nicht annehmen, fällt es uns in Zukunft schwerer, inspirierten Rat anzunehmen. Der beste Zeitpunkt für den Entschluss, Noach beim Bau der Arche zu helfen, war, als er zum ersten Mal fragte. Jedes weitere Mal, wenn er fragte, bedeutete die Ablehnung, dass man weniger empfänglich wurde für den Geist. Und so sah seine Bitte dann immer törichter aus, bis der Regen kam. Und da war es zu spät.“ (Der Stern, Juli 1997, Seite 24.)

Alma 30:25. Antichristen lehren oft Halbwahrheiten

  • Eine gebräuchliche Vorgehensweise derjenigen, die darauf aus sind, den Glauben zu zerstören, wird „Strohmann-Argumentation“ genannt. Dabei wird ein Zerrbild von der Wahrheit aufgestellt – ein „Strohmann“ – und danach wird dieses Zerrbild attackiert, um anderen weiszumachen, dass das unverzerrte Bild falsch sei. Ein einfaches Beispiel dafür ist ein Kind, das seinen Eltern, die es nicht spielen lassen, ehe es seine Aufgaben erledigt hat, vorwirft, dass sie ihm keinerlei Spaß gönnten. Das ist eine falsche Schlussfolgerung, aber so wird oft argumentiert, um andere zu täuschen.

    Manchmal behaupten andere von uns als Mitgliedern der Kirche, dass wir an etwas glaubten, was gar nicht der Fall ist. Sie behaupten dann, dass das, woran wir vermeintlich glauben, falsch ist, und beweisen es anschließend auch. Das hat gar nichts mit dem zu tun, was wir tatsächlich glauben, sondern soll uns so hinstellen, als ob wir Unrecht hätten. Korihor ging so gegenüber Giddonach vor: „Diese Taktik nennt man Strohmann-Argumentation. Das heißt, er hängte Giddonach etwas an, was dieser gar nicht glaubte, nämlich die Ansicht, dass auf Kindern infolge Adams Übertretung eine Erbsünde laste. Korihor wusste, dass er die Wahrheit nicht auf faire Weise bekämpfen und dabei als Sieger hervorgehen konnte. Deshalb schob er Giddonach falsche Lehren unter, als Strohmann, der sich verbal gut attackieren ließ.“ (Joseph Fielding McConkie und Robert L. Millet, Sustaining and Defending the Faith, 1985, Seite 90.)

Alma 30:29. Streit und Auseinandersetzung vermeiden

  • Der Prophet Joseph Smith (1805–1844) hat betont, dass wir Auseinandersetzungen vermeiden sollen: „Die Ältesten sollen außerordentlich Acht geben, dass sie die Gefühle der Menschen nicht unnötig durcheinanderbringen oder verletzen. Denken Sie daran, dass es Ihre Aufgabe ist, das Evangelium in aller Demut und Sanftmut zu predigen und die Sünder zu warnen, damit sie umkehren und zu Christus kommen. Vermeiden Sie Auseinandersetzungen und nutzlose Streitigkeiten mit Menschen, die schlechte Absichten hegen und von der Wahrheit gar nichts wissen wollen. Bedenken Sie: ‚Dies ist ein Tag des Warnens und nicht ein Tag vieler Worte.‘ Wenn die Menschen Ihr Zeugnis an einem Ort nicht annehmen wollen, fliehen Sie an einen anderen, ohne ein schlechtes Licht auf sie zu werfen, noch bittere Worte auszustoßen. Wenn Sie Ihre Pflicht tun, wird es Ihnen so wohl ergehen, als ob alle Menschen das Evangelium angenommen hätten.“ (History of the Church, 1:468.)

Alma 30:39. Die Macht des persönlichen Zeugnisses

  • Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel hat eine Möglichkeit aufgezeigt, mit einem Antichristen umzugehen:

    „Korihor machte sich über die ,törichten [und] dummen Überlieferungen‘ lustig, an einen Christus zu glauben, der kommen sollte.

    Korihors Argumente klingen für den heutigen Leser sehr modern, doch Alma wehrte sie mit einer zeitlosen und letztendlich unbestreitbaren Waffe ab – der Macht des persönlichen Zeugnisses. Er war aufgebracht, da Korihor und seinesgleichen sich grundsätzlich gegen das Glücklichsein stellten, und erwiderte deshalb: ,Warum lehrst du dieses Volk, es werde keinen Christus geben, und störst sie damit in ihrer Freude?‘ [Alma 30:22.] … ,Ich weiß, dass es einen Gott gibt‘.“ (Christ and the New Covenant, 1997, Seite 121.)

Alma 30:40. „Was für einen Beweis hast du, dass es keinen Gott gibt?“

  • Elder Gerald N. Lund hat erklärt, es sei unmöglich zu beweisen, dass es keinen Gott gäbe:

    „Als Korihor befragt wird, leugnet er kategorisch, dass er an die Existenz Gottes glaube. Daraufhin fragt Alma: ,Was für einen Beweis hast du, dass es keinen Gott gibt oder dass Christus nicht kommt? Ich sage dir, du hast keinen, außer allein dein Wort.‘ (Alma 30:40.)

    Das hat Alma durch Inspiration erkannt. Korihor dagegen denkt widersprüchlich. Wenn man nämlich tatsächlich nur von dem wissen könnte, wofür man empirische Beweise hat, dann könnte man ja nicht lehren, dass es keinen Gott gibt, ohne diese Anschauung beweisen zu können. Und Korihor hat keinen Beweis.

    Korihor will nur das als Beweis akzeptieren, was man mit den fünf Sinnen aufnehmen kann. Mit so einem Konzept ist es viel einfacher zu beweisen, dass es einen Gott gibt, als zu beweisen, dass es keinen gäbe. Um zu beweisen, dass es einen Gott gibt, ist es lediglich nötig, dass derjenige Gott sieht oder hört oder ihn auf andere Weise erfährt, und danach kann die Existenz Gottes nicht mehr widerlegt werden. Und nun dazu, was nötig wäre, um zu beweisen, dass es keinen Gott gäbe: Da Gott nicht auf diese Erde beschränkt ist, müsste man im gesamten Universum nach ihm suchen. Weil davon auszugehen ist, dass Gott sich fortbewegen kann, wäre es nicht genug, bei Punkt A zu beginnen und bis Punkt Z alles abzusuchen. Denn was wäre, wenn Gott, nachdem wir Punkt A verlassen haben, sich dorthin bewegte und bis zum Ende der Suche dort bliebe?

    Mit anderen Worten: Korihor müsste, um seine Behauptung, es gäbe keinen Gott, zu beweisen, gemäß den Kriterien, die er selbst aufgestellt hat, jeden Kubikmeter des Universums gleichzeitig wahrnehmen können. Daraus folgt ein Paradoxon: Um zu beweisen, dass es keinen Gott gibt, müsste Korihor selbst ein Gott sein! Somit basiert seine Behauptung, es gäbe keinen Gott, auf ,Glauben‘, also genau dem, wofür er die religiösen Führer so heftig verspottet!“ („Countering Korihor’s Philosophy“, Ensign, Juli 1992, Seite 21.)

Alma 30:41. „Ich habe alles als ein Zeugnis, dass all dies wahr ist“

  • Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) hat darüber gesprochen, wie sehr die Schöpfung Gottes das Zeugnis stärkt:

    „Kann irgendjemand, der schon einmal den nächtlichen Sternenhimmel betrachtet oder erlebt hat, wie der Frühling Einzug ins Land hält, daran zweifeln, dass hier die Hand eines Schöpfergottes gewirkt hat? Angesichts der Schönheit der Erde möchte man doch mit dem Psalmisten sagen: ,Die Himmel rühmen die Herrlichkeit Gottes, vom Werk seiner Hände kündet das Firmament. Ein Tag sagt es dem andern, eine Nacht tut es der andern kund.‘ (Psalmen 19:2,3.)

    Alles Schöne auf Erden trägt ja die Handschrift des Herrn der Schöpfung.“ (Frühjahrs-Generalkonferenz 1978.)

Alma 30:48. Wer Zeichen sucht

  • Der Prophet Joseph Smith hat gesagt, „wenn jemand ein Zeichen suche, sei er ein Ehebrecher“ (History of the Church, Band 3, 3:385).

    Später hat der Prophet berichtet: „Als ich in Philadelphia predigte, forderte ein Quäker ein Zeichen. Ich sagte ihm, er solle still sein. Nach der Predigt bat er nochmals um ein Zeichen. Ich sagte den Versammelten, dass der Mann ein Ehebrecher sei, dass eine böse und ehebrecherische Generation nach Zeichen trachtet und dass der Herr mir offenbart habe, dass jeder Mensch, der ein Zeichen forderte, ein Ehebrecher sei. Jemand schrie: ,Das ist wahr – ich habe ihn nämlich auf frischer Tat ertappt!‘ Später, als der Mann sich taufen ließ, bekannte er das auch.“ (History of the Church, 5:268.)

  • Präsident Joseph F. Smith (1838–1918) hat ferner erklärt, wie gefährdet unser Glaube ist, wenn wir ihn von Wundern abhängig machen: „Zeigen Sie mir Heilige der Letzten Tage, die sich auf Wunder, Zeichen und Visionen verlassen müssen, um in der Kirche standhaft zu bleiben, dann zeige ich Ihnen Mitglieder der Kirche, die vor Gott keinen guten Stand haben und sich aufs Glatteis begeben haben.“ (Gospel Doctrine, 5. Aufl., 1939, Seite 7.)

Alma 30:52. Lügen

  • Um zu verdeutlichen, was für ein Übel das Lügen darstellt, hat Robert J. Matthews, ehemaliger Dekan für Religion an der BYU, erklärt: „Wie schwerwiegend eine Lüge ist, lässt sich nicht nur daran ermessen, wie groß der Schmerz ist, der dem Belogenen zugefügt wird. Eine Lüge hat auch für den, der sie ausspricht, verheerende Folgen. Sie raubt ihm die Selbstachtung und stumpft seine Fähigkeit ab, den Unterschied zwischen Wahrheit und Irrtum zu erkennen. Wird eine Lüge häufig genug erzählt, glaubt womöglich sogar derjenige, der sie wissentlich verbreitet hat, allmählich daran. Das war bei dem Antichristen Korihor im Buch Mormon der Fall (siehe Alma 30:52,53).“ („Thou Shalt Not Bear False Witness“, Ensign, Oktober 1994, Seite 56.)

  • Der Prophet Joseph Smith hat darüber gesprochen, wie tragisch es um Menschen wie Korihor bestellt ist: „Nichts fügt den Menschenkindern mehr Schaden zu, als wenn sie unter dem Einfluss eines falschen Geistes stehen und dabei meinen, sie hätten den Geist Gottes bei sich.“ (History of the Church, 4:573.)

Alma 30:53. Die Täuschungen des Teufels und der fleischliche Sinn

  • Fleischlich gesinnt zu sein heißt, sich auf körperliches Vergnügen oder Materielles zu konzentrieren statt auf Geistiges. Für fleischlich gesinnte Menschen ist es schwer, das wahrzunehmen, was vom Geist kommt. Elder Neal A. Maxwell hat dazu angemerkt, dass sie „nicht mehr fühlen [können], nachdem [sie] sich durch Befriedigung der fleischlichen Sinne [haben] betäuben lassen.“ (Der Stern, Juli 1999, Seite 27f.)

Alma 31:3,8-29. Die falsche Theologie der Zoramiten

  • Obwohl Korihor durch die Zoramiten zu Tode kam, hatten diese offenbar einen ähnlichen Glauben angenommen. Beachten Sie diese Formulierungen aus Alma 31, die den Glauben der Zoramiten beschreiben:

    „Sie waren in große Irrtümer verfallen“ (Vers 9).

    Sie lehnten Traditionen ab, von denen sie meinten, sie wären ihnen „durch die kindische Einstellung ihrer Väter überliefert worden“ (Vers 16).

    Sie wollten nicht „nach den törichten Überlieferungen [ihrer] Brüder verführt werden, die sie in einen Glauben an Christus niederbinden“ (Vers 17).

    Sie wollten nicht „an Zukünftiges … glauben, worüber sie nichts wussten“ (Vers 22).

  • Elder Jeffrey R. Holland hat sich dazu geäußert, wie Korihor die falschen Lehren der Zoramiten beeinflusste:

    „[Korihors] Art zu lehren hatte unvermeidlich Einfluss auf einige, die weniger glaubenstreu waren und wie die benachbarten Zoramiten bereits ,die Wege des Herrn verkehrten‘.

    Zoram und seine Anhänger sind eine besonders bemerkenswerte Gruppe von Abtrünnigen. Sie wurden im Buch Mormon hauptsächlich deshalb erwähnt, weil sie sich selbst für ungewöhnlich rechtschaffen hielten. … Einmal wöchentlich standen sie oben auf einem Gebetsstand, dem sogenannten Rameumptom, und brachten Gott immer ,genau dasselbe Gebet‘ dar: Sie dankten ihm, dass sie besser als alle anderen wären, ,ein erwähltes und ein heiliges Volk‘, von Gott dazu ,auserwählt‘, errettet zu werden, während alle rings um sie ,auserwählt‘ wären, in die Hölle hinabgeworfen zu werden. All das wiegte sie so beruhigend in Sicherheit, dass sich für sie auch jeglicher Glaube an solch ,törichte Überlieferungen‘ (hier erkennen wir Korihors Vermächtnis deutlich) erübrigte, denn es wäre ihnen ja ,kundgetan‘ worden, dass es keinen Christus geben würde. …

    Alma verlor keine Zeit, solch unheiligem Gebet und der dazugehörigen Theologie, die genauso unheilig war, sein eigenes Gebet entgegenzusetzen, in dem er den Herrn um Hilfe bat gegen diese Form selbstgefälligen Übeltuns, die ihm buchstäblich das Herz krank machte.“ (Christ and the New Covenant, Seite 121f.)

Alma 31:5. Die Macht des Wortes

  • Die Macht des Wortes Gottes lässt sich teilweise durch die Tatsache erklären, dass es durch den Geist bestätigt wird. Der Herr hat gesagt, wenn seine Worte durch seinen Geist vermittelt werden, sei dies seine Stimme (siehe LuB 18:34-36). Alma überlegte, ob er den abtrünnigen Zoramiten das Wort predigen sollte, obwohl sie es schon einmal gehört und verworfen hatten (siehe Alma 31:8,9).

    Präsident Boyd K. Packer hat erläutert, warum wir die Lehren des Reiches lernen müssen:

    „Wenn wahre Lehre verstanden wird, ändern sich die Einstellung und das Verhalten.

    Wenn man sich mit den Lehren des Evangeliums auseinandersetzt, ändert sich das Verhalten schneller, als wenn man sich mit dem Verhalten auseinandersetzt. … Darum legen wir so viel Wert auf das Studium der Lehren des Evangeliums.“ (Der Stern, Januar 1987, Seite 15.)

  • Präsident Spencer W. Kimball (1895–1985) hat darüber gesprochen, dass uns die Macht der Schriften hilft, uns Gott zu nähern: „Ich habe Folgendes festgestellt: Wenn ich in meiner Beziehung zu Gott nachlässig werde und es mir so vorkommt, als ob Gott mir nicht mehr zuhört und nicht mehr zu mir spricht, dann bin ich weit, weit entfernt. Wenn ich mich dann in die heilige Schrift vertiefe, verringert sich die Entfernung und die geistige Gesinnung kehrt zurück. Ich stelle fest, dass ich diejenigen, die ich von ganzem Herzen, mit ganzem Sinn und aller Kraft lieben muss, aufrichtiger und inniger lieb habe. Es fällt mir leichter, ihren Rat anzunehmen.“ („What I Hope You Will Teach My Grandchildren and All Others of the Youth of Zion“, [Ansprache an die CES-Religionslehrer, 11. Juli 1966], Seite 4.)

  • Präsident Ezra Taft Benson hat erklärt, wie wir von den heiligen Schriften nachhaltig profitieren und darin Antworten auf die schwierigen Fragen des Lebens finden können: „Oft wenden wir viel Mühe auf, um die Aktivität in unseren Pfählen zu erhöhen. Wir arbeiten eifrig, um die Anwesenheit in unseren Abendmahlsversammlungen zu steigern. Wir strengen uns an, um mehr junge Männer auf Mission zu schicken. Wir streben danach, die Anzahl derer zu erhöhen, die im Tempel heiraten. Das sind alles lobenswerte Anstrengungen; sie sind wichtig für das Wachstum des Gottesreiches. Aber wenn jedes Mitglied und jede Familie sich regelmäßig und konsequent in die heiligen Schriften vertieft, kommt das von selbst. Das Zeugnis wird stärker, man engagiert sich mehr, die Familie wird gestärkt und persönliche Offenbarung wird zuteil.“ („The Power of the Word“, Ensign, Mai 1986, Seite 81.)

Alma 31:9-11. Abfall vom Glauben von vornherein vermeiden

  • In Antionum begegneten Alma und seine Begleiter einer Gruppe von nephitischen Abtrünnigen, die als Zoramiten bezeichnet wurden. Mormon berichtete nicht nur, dass den Zoramiten schon vorher das Wort Gottes verkündet worden war, sondern schilderte außerdem, weshalb sie abfielen: Sie hielten die Gebote nicht, sie beteten nicht mehr täglich zum Herrn, sie verkehrten die Wege des Herrn, und das einzige Gebet, das sie noch an den Herrn richteten, war bedeutungslos und nichtssagend. Sie missachteten das Wesentliche, so auch die tägliche Gewohnheit, sinnerfüllt zu beten und in den heiligen Schriften zu studieren.

    Elder Donald L. Staheli von den Siebzigern hat unterstrichen, wie wichtig es ist, sich täglich und konsequent um die grundlegenden Dinge des Evangeliums zu kümmern:

    „Das tägliche, inständige Gebet, in dem wir nach Vergebung und besonderer Hilfe und Führung trachten, brauchen wir für unser Leben und damit unser Zeugnis genährt wird. Wenn wir nur hastig beten oder uns ständig wiederholen, wenn wir oberflächlich sind oder nachlässig werden, dann verlieren wir oft die Nähe des Geistes, die so wesentlich ist für die beständige Führung, die wir brauchen, um die Herausforderungen des Alltags erfolgreich zu meistern. Das Familiengebet am Morgen und am Abend verleiht unseren Gebeten und unserem Zeugnis zusätzliche Segnungen und Kraft.

    Wenn wir uns ernsthaft mit den heiligen Schriften beschäftigen, führt das zu Glauben, Hoffnung und Lösungen für die alltäglichen Probleme. Häufiges Lesen, Nachdenken und Anwenden der Lektionen aus den heiligen Schriften werden in Verbindung mit dem Gebet zu einem unersetzlichen Teil unseres Strebens, ein starkes, lebendiges Zeugnis zu erlangen und zu bewahren.“ (Liahona, November 2004, Seite 39.)

Alma 31:6-38. Die abgefallenen Zoramiten

  • Aus Alma 30:59 lässt sich schließen, dass die Zoramiten sich von den Nephiten abgespalten hatten, und zwar unter der Führung eines Mannes namens Zoram. Im Folgenden wird zusammengefasst, was wir über sie und ihre Glaubensansichten und Gewohnheiten nach ihrem Abfall wissen:

    Sie befolgten das Gesetz des Mose nicht (siehe Alma 31:9).

    Sie hatten aufgehört, täglich zu beten (siehe Vers 10).

    Sie verkehrten die Wege des Herrn (siehe Vers 11).

    Sie bauten Synagogen, um den Herrn an einem Tag der Woche anzubeten (siehe Vers 12).

    Auch heute gibt es Menschen, die in dieselben falschen Gewohnheiten verfallen sind. Wenn wir nicht aufpassen und uns dagegen wappnen, könnten wir ebenfalls in einige derselben Fallen tappen, indem wir nur noch aus Routine beten, den Herrn nur einmal in der Woche während der Versammlungen am Sonntag verehren und während der Woche nicht mehr an ihn denken, nur an einem bestimmten Ort beten oder materialistisch und stolz werden.

Alma 31:26-35. Almas Gebet für die Zoramiten

  • Alma erkannte, dass die Seelen der abtrünnigen Zoramiten dem Herrn kostbar waren. Deshalb betete Alma um Macht und Weisheit, um sie zum Herrn zurückzubringen. Almas Gebet zeigt beispielhaft die Einstellung, die alle Mitglieder und Missionare entwickeln müssen. Alle Menschen sind von großem Wert, und durch die Macht Gottes können sie zu ihm zurückgebracht werden.

    Als Elder Carlos E. Asay (1926–1999) Mitglied der Siebziger war, hat er sich dazu geäußert, dass alle Menschen für Gott wertvoll sind und es auch für uns sein sollen:

    „Die Seelen unserer Brüder und Schwestern sind kostbar, auch wenn sie möglicherweise schwächer wirken und sich weniger ehrenhaft zu verhalten scheinen. Die Kirche braucht sie. Wir dürfen nichts unversucht lassen, um sie kennenzulernen und ihnen zu helfen, sämtliche Segnungen und all die Freude zu erlangen, die das Evangelium Jesu Christi bieten. Unsere Gebete sollen so sein wie Almas: ,Schenke uns, o Herr, Macht und Weisheit, dass wir diese unsere Brüder wiederum zu dir bringen können.‘ (Siehe Alma 31:35.)

    Wir müssen bedenken, dass unsere Errettung mit der Errettung anderer verknüpft ist. Wir müssen uns mehr um diejenigen kümmern, die sich anscheinend weniger um ihren Glauben kümmern.“ („Nurturing the Less Active“, Ensign, Oktober 1986, Seite 15.)

Alma 31:31-33. Trost in Bedrängnis

  • Präsident Lorenzo Snow (1814–1901) hat von den Segnungen gesprochen, die man durch Drangsal erlangen kann:

    Bild
    President Lorenzo Snow

    „Ich spreche wohl zu denen, die Sorgen und Beunruhigungen erlebt haben, tiefen Kummer und Verfolgung, und die zeitweilig schon dachten, dass sie so viel durchmachen mussten, wie sie es nie erwartet hätten. Doch für alles, was Sie gelitten haben, für alles, was Ihnen bereits Übles begegnet ist, werden Sie vierfach erhalten, und das Leiden wird dazu geführt haben, dass Sie besser und stärker geworden und spürbar gesegnet worden sind. Wenn Sie rückblickend über Ihre Erfahrungen nachdenken, werden Sie erkennen, dass Sie sich weit entwickelt haben und viele Sprossen auf der Leiter in Richtung Erhöhung und Herrlichkeit emporgestiegen sind. …

    Ob als Einzelner oder gemeinsam, wir haben gelitten und werden wieder leiden müssen – und warum? Weil es der Herr für unsere Heiligung von uns verlangt.“ (The Teachings of Lorenzo Snow, Hg. Clyde J. Williams, 1984, Seite 117f.)

Zum Nachdenken

  • Warum scheinen Korihors Lehren für manche Menschen so attraktiv zu sein? In welcher Form gibt es solche Lehren heute?

  • Alma hat sich offenbar deshalb darum bemüht, die Zoramiten zum Glauben zurückzuführen, weil er sie und den Herrn liebte. Wie können wir solche Liebe auch entwickeln?

  • Wie unterschied sich Almas Gebet von dem der Zoramiten? Inwiefern ähneln unsere Gebete möglicherweise dem Gebet der Zoramiten? (Siehe Alma 31:15-18.) Inwiefern ähneln sie Almas Gebeten? (Siehe Alma 31:30-35.)

Vorschläge für Aufgaben

  • Welche falschen Lehren verkündete Korihor? Erklären Sie einem Freund, warum solche Argumente sich letztlich nicht durchsetzen (siehe Alma 30:13-18).

  • Welche Beweise führte Alma an, dass Gott lebt, als Korihor ein Zeichen dafür forderte? (Siehe Alma 30:44). Wie haben diese Beweise Ihren Glauben gestärkt? Schreiben Sie einen kurzen Aufsatz darüber, weshalb die Gestaltung und die Ordnung im Universum Beweise für die Existenz Gottes sind.