2010
Marias neues Kleid
Februar 2010


Marias neues Kleid

„[Betet] Gott im Geist und in der Wahrheit [an], wo auch immer ihr sein mögt.“ (Alma 34:38)

Maria drehte sich in dem schönen neuen Sonntagskleid, das ihre Großmutter ihr genäht hatte. Es war rosa mit weißen Bändern. Es war das schönste Kleid, das Maria je gehabt hatte, und sie fühlte sich darin sehr hübsch. Sie lächelte sich im Spiegel zu und drehte sich noch einmal, um den Rock schwingen zu lassen. Maria freute sich darauf, am Sonntag in die Kirche zu gehen und ihren Freundinnen das neue Kleid zu zeigen.

In der Kirche freute sich Maria, dass all ihre Freundinnen das Kleid bewunderten. In der PV spielte sie mit den Bändern an ihrem Kleid, anstatt ihrer Lehrerin, Schwester Sánchez, zuzuhören.

Maria achtete auch nicht auf die Zeugnisse, die in der Abendmahlsversammlung gegeben wurden. Sie war damit beschäftigt, jede Schleife an ihrem Kleid immer wieder zu lösen und neu zu binden.

Als die Versammlung vorbei war, bemerkte sie, dass manche Leute Tränen in den Augen hatten, als sie die Kapelle verließen.

„Warum weinen diese Leute, Mama?“, fragte Maria.

„Sie haben heute den Geist verspürt“, sagte Mama und wischte sich selbst eine Träne ab. „Da muss man manchmal weinen. Die Zeugnisse waren wundervoll, nicht wahr?“

Maria antwortete nicht. Sie konnte sich an nichts erinnern, was gesagt worden war.

An diesem Abend, als Mama Maria ins Bett brachte, fragte Maria: „Warum habe ich heute in der Kirche nicht den Geist verspürt, Mama?“

„Der Geist spricht mit einer feinen, leisen Stimme“, erklärte Mama. „Wir müssen aufpassen, um sie zu bemerken. Wenn wir in die Kirche gehen, müssen wir auf den himmlischen Vater und Jesus Christus achten – dann können wir den Geist verspüren.“

Maria überlegte, worauf sie an diesem Tag in der Kirche geachtet hatte. Sie hatte immer nur an ihr neues Kleid gedacht, nicht an den himmlischen Vater und Jesus Christus.

In der nächsten Woche trug Maria in der Kirche wieder ihr schönes rosa Kleid. Aber sie hörte Schwester Sánchez in der PV zu. In der Abendmahlsversammlung bemühte sie sich, an den himmlischen Vater und Jesus Christus zu denken. Als Maria die Kirche verließ, verspürte sie im Herzen den Heiligen Geist. Sie war froh, dass sie nicht nur in die Kirche gegangen war, um mit ihrem neuen Kleid anzugeben.

Illustration von Natalie Malan