2010
Ein neues Lied
Februar 2010


Bis aufs Wiedersehen

Ein neues Lied

Als wir ein bekanntes Lied zu einer unbekannten Melodie sangen, erkannte ich, dass ich tun und lernen konnte, was ich schon immer getan hatte, oder dass ich auf eine Art wachsen konnte, die sich nur der Herr vorstellen konnte.

Als der Bischof die Namen der Gemeindemitglieder vorlas, die an diesem Sonntag aus ihrer Berufung entlassen wurden, seufzte ich und blickte auf meine Hände, die still in meinem Schoß lagen. Ich wurde als Erste Ratgeberin in der FHV-Leitung entlassen. Der Gedanke, diese Berufung hinter mir zu lassen, fiel mir schwer. Sie hatte mir wirklich Freude bereitet, und ich wollte die enge Beziehung zu den anderen Schwestern in der Leitung nicht verlieren.

Als ich die Namen der neuen Leitung hörte, spürte ich die Bestätigung durch den Geist. Ich wusste, dass alles so war, wie es sein sollte. Die neuen Schwestern waren vom Herrn ausgewählt worden, diese Arbeit zu tun. Als ich die Hand hob, um sie zu bestätigen, wusste ich, dass sie ihre Sache sehr gut machen würden und sich für mich andere Möglichkeiten ergeben würden zu dienen. Ich war dankbar, dass ich inneren Frieden spürte.

Dann war es Zeit, das Abendmahlslied zu singen. Der Bischof kündigte eine andere Version des bekannten Liedes „Wenn Brot und Wasser nehmen wir“ (Gesangbuch, Nr. 111) an. Als die Organistin die ersten Takte spielte, spürte ich meinen Frieden schwinden. „Warum können wir nicht die bekannte Version singen?“, fragte ich mich im Stillen. „Sie gefällt mir viel besser.“ Aber als ich das Lied anstimmte, berührte die schöne, unbekannte Melodie mein Herz, und ich stellte fest, dass die Melodie wunderbar zum Text passte. Mir kamen ganz neue Gedanken zu diesem Lied in den Sinn.

Plötzlich erkannte ich durch eine eindrückliche Eingebung des Geistes die Gemeinsamkeit zwischen diesem Lied und meiner Entlassung. Die neue FHV-Leitung würde die gleiche Arbeit tun, die ich getan hatte, aber mit anderen Händen und einer neuen Perspektive – genau wie das Lied die gleiche Botschaft hatte, aber eine andere Melodie. Und ich würde eine neue Berufung bekommen, die zu meiner Melodie passte. Diese Veränderung konnte mir helfen, in einer Weise zu wachsen, wie ich es mir nie hätte vorstellen können, wenn ich an derselben Stelle geblieben wäre.

Ich habe immer gewusst, dass das Evangelium und die Kirche für jedes Mitglied auf vielerlei Weise ein Segen sind. Wir lernen, sowohl zu führen als auch zu unterstützen, und dieser Lernprozess wiederholt sich unser Leben lang. Aber in dieser Abendmahlsversammlung erkannte ich, dass wir, solange wir auf den Geist hören, in jeder Veränderung die wunderbare Beständigkeit des Plans unseres himmlischen Vaters erkennen.

Foto von John Luke