2010
Den Blick auf den Tempel gerichtet
Februar 2010


Klassiker des Evangeliums

Den Blick auf den Tempel

Bild
Elder John A. Widtsoe

Der Tempel ist das Haus oder die Wohnstätte des Herrn. Sollte der Herr die Erde besuchen, würde er zu seinem Tempel kommen. Wir gehören zur Familie des Herrn. Wir sind seine Kinder, in unserem präexistenten [vorirdischen] Leben gezeugt. Daher kommen die würdigen Mitglieder der Familie des Herrn, wie wir es tun, im Haus des Herrn zusammen, so wie irdische Eltern mit ihren Kindern im Haus der Familie beisammen sind.

Der Tempel ist ein Ort der Unterweisung. Hier werden die Grundsätze des Evangeliums wiederholt und tiefgründige Wahrheiten des Reiches Gottes dargelegt. Wenn wir mit der richtigen Einstellung zum Tempel kommen und aufmerksam sind, dann verlassen wir ihn mit größerer Evangeliumserkenntnis und Weisheit.

Der Tempel ist ein Ort des Friedens. Hier können wir die Sorgen und Mühen der unruhigen Welt ablegen. Hier sollen wir unseren Sinn auf die geistigen Realitäten richten, denn hier geht es nur um das, was geistig ist.

Der Tempel ist ein Ort der Bündnisse, die uns helfen, rechtschaffen zu leben. Hier geloben wir, dass wir Gottes Gesetze befolgen werden, und versprechen, unsere kostbare Kenntnis vom Evangelium zu unserem Segen und zum Wohl der Menschen zu nutzen. Die schlichten Zeremonien helfen uns, den Tempel mit dem festen Entschluss zu verlassen, so zu leben, dass wir der Gaben des Evangeliums würdig sind.

Der Tempel ist ein Ort des Segens. Wir erhalten Verheißungen für Zeit und Ewigkeit, die lediglich von unserer Glaubenstreue abhängen. Sie lassen uns begreifen, dass unsere himmlischen Eltern nicht fern von uns sind. Die Macht des Priestertums wird uns hier auf ganz neue, bedeutende Weise zuteil.

Der Tempel ist ein Ort, wo Zeremonien vollzogen werden, die das Göttliche betreffen. Hier werden die großen Geheimnisse des Lebens offenbart, die unbeantworteten Fragen des Menschen: 1.) Woher komme ich? 2.) Warum bin ich hier? 3.) Was geschieht mit mir nach diesem Leben? Hier wird den Bedürfnissen des Geistes, die für alles andere im Leben ausschlaggebend sind, größte Bedeutung beigemessen.

Der Tempel ist ein Ort der Offenbarung. Hier kann der Herr Offenbarung geben, und jeder kann Offenbarung und damit Anleitung für sein Leben empfangen. Alles Wissen, alle Hilfe kommt vom Herrn, direkt oder indirekt. Auch wenn er nicht persönlich anwesend ist, ist er doch durch seinen Heiligen Geist anwesend sowie durch Männer, die das Priestertum tragen. Durch den Heiligen Geist leiten sie das Werk des Herrn hier auf der Erde. Jeder, der gläubig und gebetsvoll in den heiligen Tempel kommt, findet dort Antworten, die ihm helfen, seine persönlichen Probleme zu bewältigen.

Es ist gut, im Tempel zu sein, im Haus des Herrn, einem Ort, wo wir durch das Priestertum unterwiesen werden, einem Ort des Friedens, der Bündnisse, des Segens und der Offenbarung. Tiefe Dankbarkeit dafür sollte unser Herz erfüllen, und wir sollten von dem Wunsch beseelt sein, uns richtig auf diesen heiligen Ort einzustimmen.

Der Tempel, mit all seinen Gaben und Segnungen, steht jedem offen, der die Anforderungen des Evangeliums Jesu Christi erfüllt. Jeder, der würdig ist, kann sich an seinen Bischof wenden, um einen Tempelschein zu erhalten.

Die Tempelverordnungen sind nicht mysteriös, sondern heilig. Alle, die das Evangelium annehmen und danach leben und sich rein halten, können daran teilhaben. Tatsächlich werden alle treuen Mitglieder der Kirche ermutigt und aufgefordert, den Tempel zu nutzen und sich seiner Segnungen zu erfreuen. Der Tempel ist ein heiliger Ort, wo all diejenigen, die sich als würdig erwiesen haben, an den Segnungen des Tempels teilzuhaben, heilige Handlungen empfangen.

Was immer das Evangelium zu bieten hat, findet man auch im Tempel. Die Taufe [für Verstorbene], die Ordinierung zum Priestertum [für Verstorbene], die Eheschließung und Siegelung für Zeit und Ewigkeit für die Lebenden und die Verstorbenen, das Endowment für die Lebenden und die Verstorbenen, … Unterweisung im Evangelium, Ratsversammlungen für die Erfüllung des Dienstes und alles andere, was zum Evangelium gehört, findet hier statt. Ja, im Tempel wird das gesamte Evangelium anschaulich gemacht. …

Man darf nicht erwarten, dass man die Tempelzeremonien in jeder Einzelheit begreift, wenn man zum ersten Mal „durch“ den Tempel geht. Deshalb hat der Herr vorgesehen, dass eine Wiederholung stattfindet. Jeder verrichtet die Tempelarbeit zunächst für sich selbst, dann kann sie für verstorbene Vorfahren oder Freunde verrichtet werden, und zwar so oft, wie die Umstände es erlauben. Dieser Dienst öffnet nicht nur den Verstorbenen das Tor zur Erlösung, sondern hilft auch den Lebenden, sich das Wesen, die Bedeutung und die Verpflichtungen des Endowments einzuprägen. Wenn uns das Endowment immer frisch in Erinnerung ist, sind wir besser in der Lage, unsere Aufgaben im Leben zu erfüllen, weil wir unter dem Einfluss ewiger Segnungen stehen.

Die Tempelzeremonien werden in einer Offenbarung, nämlich Abschnitt 124, Vers 39-41 des Buches Lehre und Bündnisse beschrieben:

„Darum, wahrlich, ich sage euch: Eure Salbungen und eure Waschungen und eure Taufen für die Toten und eure feierlichen Versammlungen und eure Gedenkfeiern für eure Opfer durch die Söhne Levi und für eure Aussprüche Gottes an euren höchst heiligen Stätten, worin ihr Mitteilungen empfangt, und eure Satzungen und Richtersprüche für den Anfang der Offenbarungen und die Grundlage Zions und für die Herrlichkeit, Ehre und das Endowment all seiner Bürger sind durch die Verordnung meines heiligen Hauses verordnet, und mein Volk hat allzeit das Gebot, meinem heiligen Namen ein solches Haus zu bauen.

Und wahrlich, ich sage euch: Lasst dieses Haus meinem Namen gebaut werden, damit ich darin meinem Volk meine Verordnungen offenbaren kann;

denn es beliebt mir, meiner Kirche zu offenbaren, was von vor der Grundlegung der Welt an verborgen gehalten wurde und was die Evangeliumszeit der Fülle der Zeiten betrifft.“

Im Tempel sind alle in Weiß gekleidet. Weiß ist das Symbol der Reinheit. Kein unreiner Mensch hat das Recht, das Haus Gottes zu betreten. Außerdem wird durch die einheitliche Kleidung ausgedrückt, dass vor Gott, unserem himmlischen Vater, alle Menschen gleich sind. Der Bettler und der Bankier, der Gebildete und der Ungebildete, der Prinz und der Arme sitzen im Tempel nebeneinander und sind gleichbedeutend, wenn sie vor dem Herrn, ihrem Gott, dem Vater ihres Geistes, rechtschaffen leben. Im Tempel wird der Geist trainiert und geschult. Alle sind vor dem Herrn gleich. …

Durch den Tempel zu gehen ist vom Anfang bis zum Schluss eine wunderbare Erfahrung. Es ist aufbauend und lehrreich. Es macht uns Mut. Man kommt mit größerer Erkenntnis und mehr Kraft für seine Arbeit heraus.

Die Gesetze des Tempels und die Bündnisse des Endowments sind schön, hilfreich, einfach und leicht zu verstehen. Sie zu befolgen, ist ebenso einfach. Es ist wunderbar, dass der Prophet Joseph Smith, der in den Wegen der Welt so wenig bewandert war, diese Gesetze und Bündnisse so angeordnet hat, dass damit die Grundlage für den geistigen Fortschritt des Menschen gelegt wird. Dies allein rechtfertigt unseren Glauben daran, dass Joseph Smith von Mächten geleitet wurde, die die Kraft des irdischen Menschen übertreffen.

Wer den Tempel voll Glauben betritt und sich in allem dem Willen des Herrn fügt, wird im Tempel eine herrliche Erfahrung machen. Licht und Kraft werden ihm zuteil. …

Wohin man sich auch wendet im offenbarten Evangelium des Herrn Jesus Christus – und vor allem im Tempel: Die Überzeugung wächst, dass das Werk Gottes zu dem von ihm bestimmten Zweck in den Letzten Tagen wieder aufgerichtet wurde. Der Dienst im Tempel soll uns helfen, uns für ein mächtiges Werk bereit zu machen, nämlich „die Unsterblichkeit und das ewige Leben des Menschen zustande zu bringen“ (Mose 1:39).

Foto von Craig Dimond

Foto vom Guayaquil-Tempel in Ecuador von Eduardo Ledeno Perez