Generalkonferenz
Vertrauen in Bündnisse durch Jesus Christus
Frühjahrs-Generalkonferenz 2024


Vertrauen in Bündnisse durch Jesus Christus

Wenn wir das Haus des Herrn betreten, begeben wir uns auf eine heilige Reise, nämlich zu lernen, edlere und heiligere Jünger Christi zu werden

Meine lieben Brüder und Schwestern, ich bete darum, dass wir durch die inspirierten Botschaften, die wir an diesem Wochenende von unseren Führern hören, geistig erneuert werden und uns daran freuen, dass wir Vertrauen in unsere Bündnisse durch Jesus Christus haben. Dieses Vertrauen ist eine stille und doch feste Zuversicht, dass wir die Segnungen empfangen, die Gott all denen verheißt, die ihre Bündnisse halten, und ist in den schwierigen Umständen unserer Zeit dringend nötig.

Die Errichtung neuer Häuser des Herrn in aller Welt unter der inspirierten Führung von Präsident Russell M. Nelson ist für die Mitglieder der Kirche Grund zu großer Freude und zudem ein wichtiges Symbol für die Ausweitung des Reiches Gottes.

Wenn ich über mein beeindruckendes Erlebnis bei der Weihung des Feather-River-Kalifornien-Tempels letzten Oktober nachdenke, frage ich mich, ob wir vom Jubel um die neuen Tempel in unseren Städten und Regionen manchmal so vereinnahmt sind, dass wir den heiligeren Zweck der heiligen Tempelbündnisse aus den Augen verlieren.

An der Stirnseite jedes Tempels ist eine feierliche Erklärung eingraviert: „Heilig dem Herrn.“1 Diese inspirierten Worte sind wie eine Einladung: Wenn wir das Haus des Herrn betreten, begeben wir uns auf eine heilige Reise, nämlich zu lernen, edlere und heiligere Jünger Christi zu werden. Wenn wir in Heiligkeit vor Gott Bündnisse schließen und uns dazu verpflichten, dem Herrn nachzufolgen, empfangen wir die Kraft, unser Herz zu wandeln, unseren Geist zu erneuern und unsere Beziehung zu Gott zu vertiefen. Solch ein Bestreben heiligt unsere Seele und schafft eine heilige Verbundenheit mit Gott und Jesus Christus, die uns verheißen, dass wir die Gabe des ewigen Lebens ererben können.2 Diese heilige Reise führt dazu, dass wir im täglichen Leben – in dem wir uns im Rahmen der Bündnisse bewegen, die wir durch Jesus Christus geschlossen haben – eine heiligere und stärkere Zuversicht erlangen.

Eine solche Zuversicht ziert unsere Verbindung mit Gott und vertieft unsere Hingabe und Dankbarkeit gegenüber Jesus Christus und seinem Sühnopfer. Sie verstärkt unsere Fähigkeit, unsere Mitmenschen zu lieben und für andere da zu sein, und sie festigt unsere Seele für ein Leben in einer unheiligen Welt, die zunehmend düster und entmutigend wird. Sie befähigt uns, die Saat des Zweifels und der Verzweiflung, der Furcht und der Frustration, des Herzenskummers und der Hoffnungslosigkeit zu überwinden, die der Widersacher tief in unser Herz setzen möchte, vor allem dann, wenn das Leben mühsam ist, die Prüfungen langanhaltend oder die Umstände schwierig sind. Ein Bibelvers enthält guten Rat für jeden von uns, der sich der steifen Brise der heutigen weltlichen Widrigkeiten entgegenstemmt: „Werft also eure Zuversicht nicht weg.“3

Liebe Brüder und Schwestern, wer echtes Vertrauen in die Bündnisse erlangt, die im Haus des Herrn durch Jesus Christus geschlossen wurden, besitzt eine der gewaltigsten Mächte, auf die wir in diesem Leben zugreifen können.

Als wir dieses Jahr anhand des Leitfadens Komm und folge mir nach! das Buch Mormon studiert haben, wurden wir Zeugen, wie Nephi durch seine Glaubenstreue die Kraft einer solchen Zuversicht vorlebte, als er sich Rückschlägen und Schwierigkeiten stellte, etwa als er die Platten erlangte, wie es der Herr geboten hatte. Obwohl Nephi wegen Lamans und Lemuels Furcht und Mangel an Glauben überaus bekümmert war, blieb er zuversichtlich, dass der Herr ihnen die Platten in die Hände geben werde. Er sagte zu seinen Brüdern: „So wahr der Herr lebt und wir leben, wir werden nicht zu unserem Vater in die Wildnis hinabgehen, ehe wir vollbracht haben, was der Herr uns geboten hat.“4 Wegen seines Vertrauens in die Verheißungen des Herrn konnte Nephi das vollbringen, was ihm geboten worden war.5 Später sah Nephi in seiner Vision den Einfluss derartiger Zuversicht. Er schrieb: „Ich, Nephi, sah die Macht des Lammes Gottes, dass sie auf die Heiligen der Kirche des Lammes herabkam und auf das Bundesvolk des Herrn, … und sie waren mit Rechtschaffenheit und mit der Macht Gottes in großer Herrlichkeit ausgerüstet.“6

Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie die liebevollen Verheißungen und die Macht des Herrn in das Leben der Kinder Gottes strömen und ihnen die Kraft geben, sich ihren Lebensumständen zu stellen. Vor kurzem kam meine Frau vom Gottesdienst im Tempel nach Hause und erzählte mir tief bewegt von einem Erlebnis, das sie dort gehabt hatte. Als sie das Haus des Herrn betrat, sah sie einen Mann, der sich sehr langsam in einem Rollstuhl fortbewegte, und eine Frau, die mit Mühe auf einen Stock gestützt ging. Beide hatten den Mut, zum Tempel zu kommen, um den Herrn in seinem Haus zu verehren. Als meine Frau den Bereich für die Vorverordnungen betrat, sah sie eine liebe Schwester, der ein Arm ganz fehlte und der andere zum Teil. Sie erfüllte die ihr übertragenen Aufgaben auf liebevolle und himmlische Weise.

Als meine Frau und ich über dieses Erlebnis sprachen, kamen wir zu dem Schluss, dass allein ein reines und aufrichtiges Vertrauen in die ewigen Verheißungen, die Gott durch die mit ihm in seinem Haus geschlossenen heiligen Bündnisse gewährt, diese großartigen Jünger Christi dazu bringen konnte, trotz ihrer Lebensumstände an diesem eiskalten Tag aus dem Haus zu gehen.

Meine lieben Freunde, wenn wir nur eine Sache besitzen könnten – eine Sache, die wir an unsere Kinder und Enkelkinder weitergeben könnten, die ihnen in all ihren bevorstehenden Prüfungen und Widrigkeiten hilft –, wäre es Vertrauen in die durch Jesus Christus geschlossenen Bündnisse. Mithilfe dieser göttlichen Gabe können sie so leben, wie es der Herr seinen glaubenstreuen Nachfolgern verheißen hat: „Meine Jünger werden an heiligen Stätten stehen und werden nicht wanken.“7

Wie erlangen wir ein solches Vertrauen durch Jesus Christus? Es entsteht durch Demut und dadurch, dass wir den Erretter zum Mittelpunkt unseres Lebens machen, nach den Grundsätzen des Evangeliums Jesu Christi leben, die Verordnungen der Errettung und Erhöhung empfangen und die Bündnisse in Ehren halten, die wir mit Gott in seinem heiligen Haus schließen.

In seinen Schlussbemerkungen zur Herbst-Generalkonferenz 2019 erinnerte unser lieber Prophet uns an einen wichtigen Schritt, durch den wir Vertrauen in unsere Bündnisse erlangen. Er sagte: „Die Würdigkeit des Einzelnen, das Haus des Herrn zu betreten, verlangt auch jedem Einzelnen viel geistige Vorbereitung ab. … Die Würdigkeit des Einzelnen setzt eine vollständige Bekehrung in den Gedanken und Gefühlen voraus, sodass man mehr wie der Herr wird, ein aufrechter Mitbürger, ein besseres Vorbild und als Mensch noch heiliger.“8 Wenn wir also unsere Vorbereitung auf den Tempel ändern, ändert sich auch unsere Erfahrung dort, was wiederum unser Leben außerhalb des Tempels wandelt. „Dann wird dein Vertrauen in der Gegenwart Gottes stark werden, und die Lehre des Priestertums wird dir auf die Seele niederträufeln wie der Tau vom Himmel.“9

Ich kenne einen Bischof, der die älteste Klasse in der Primarvereinigung nicht als PV-Klasse bezeichnet, sondern als Tempelvorbereitungsklasse. Im Januar bestellt der Bischof die Kinder dieser Klasse und ihre Lehrer in sein Büro, wo sie dann darüber sprechen, wie sie sich das ganze Jahr über auf den Tempel vorbereiten werden. Der Bischof nimmt sich die Zeit, die betreffenden Fragen aus dem Tempelinterview durchzusprechen. Diese werden dann in den PV-Unterricht mit einbezogen. Er fordert die Kinder auf, sich vorzubereiten, damit sie ein Jahr später mit Zuversicht – mit Vertrauen in die Bündnisse – in das Büro des Bischofs zurückkehren können und bereit sind, einen Tempelschein zu erhalten und das Haus des Herrn zu betreten. Dieses Jahr sprach der Bischof mit vier jungen Mädchen, die so aufgeregt, bereit und zuversichtlich waren, in den Tempel zu gehen, dass sie den Bischof baten, ihren Tempelschein am Neujahrstag um 00:01 Uhr auszudrucken.

Vorbereitung benötigen aber nicht nur die, die zum ersten Mal in den Tempel gehen. Wir alle sollten uns fortwährend darauf vorbereiten, zum Haus des Herrn zu gehen. Ich kenne einen Pfahl, der sich das Motto gegeben hat: „Auf das Zuhause ausgerichtet, von der Kirche unterstützt, mit dem Tempel verbunden“. Das englische Wort für verbunden, nämlich bound,10 ist ein interessantes Wort. Es hat sowohl die Bedeutung „auf ein Ziel ausgerichtet sein“ als auch „mit etwas fest verbunden sein“ und „fest entschlossen sein“. Mit dem Tempel verbunden zu sein bedeutet also, dass wir fest an Christus gebunden sind, wodurch wir die richtige Führung erhalten, festen Halt haben und zudem Vertrauen in unsere Bündnisse durch Jesus Christus erlangen. Daher sollten wir alle diese Verbundenheit bewusst verstärken, indem wir unseren nächsten Termin mit dem Herrn in seinem heiligen Haus festlegen, sei der Tempel nun in der Nähe oder weit entfernt.11

Unser lieber Prophet, Präsident Russell M. Nelson, hat uns an diese wichtigen Grundsätze erinnert, als er sagte: „Der Tempel steht im Mittelpunkt, wenn es darum geht, unseren Glauben und unsere geistige Kraft zu stärken, denn der Erretter und seine Lehre sind das Herzstück des Tempels. Alles, was im Tempel gelehrt wird, ob durch konkrete Unterweisung oder durch den Geist, erweitert unser Verständnis von Jesus Christus. Seine unverzichtbaren heiligen Handlungen binden uns durch heilige Priestertumsbündnisse an ihn. Wenn wir dann unsere Bündnisse halten, stattet er uns mit seiner heilenden, stärkenden Macht aus. Und wie sehr wir seine Macht in künftigen Tagen brauchen werden!“12

Dem Erretter liegt viel daran, dass wir uns vorbereiten, damit wir in aller Klarheit genau verstehen, wie wir uns verhalten sollen, wenn wir in seinem Namen Bündnisse mit unserem Vater im Himmel schließen. Er möchte, dass wir bereit sind, unsere Rechte, Verheißungen und Pflichten zu erfahren, dass wir bereit sind, geistig zu erwachen und die Einsichten zu gewinnen, die wir in diesem Leben brauchen. Ich weiß: Wenn der Herr auch nur den Funken eines Wunsches oder das Aufflackern einer redlichen Anstrengung sieht, unsere Bereitschaft, unser Leben auf ihn und die Verordnungen und Bündnisse, die wir in seinem Haus schließen, auszurichten, segnet er uns auf seine vollkommene Weise mit den Wundern und der liebevollen Barmherzigkeit, die wir brauchen.

Im Haus des Herrn können wir auf eine edlere und heiligere Art und Weise gewandelt werden. Wenn wir dann den Tempel verlassen, gewandelt durch unsere Hoffnung auf die Verheißungen der Bündnisse, gewappnet mit Macht aus der Höhe, dann nehmen wir den Tempel mit nach Hause und in unser Leben. Ich versichere Ihnen: Den Geist des Hauses des Herrn in uns zu tragen, verändert uns völlig.

Im Tempel erfahren wir auch, dass wir keinesfalls unfreundliche Gefühle gegeneinander hegen dürfen, wenn der Geist des Herrn ungehindert in unserem Leben wirken soll. Wenn man lieblosen Gefühlen und Gedanken Raum gibt, erzeugt das lieblose Worte und Taten, sei es in sozialen Medien oder bei uns zuhause, was wiederum dazu führt, dass sich der Geist des Herrn aus unserem Herzen zurückzieht. Werfen Sie also Ihre Zuversicht nicht weg, sondern lassen Sie Ihr Vertrauen stark werden.

Die fortschreitende und beschleunigte Errichtung von Tempeln ist und bleibt spannend, inspirierend und segensreich. Wichtiger ist jedoch, dass wir unsere Vorbereitung auf den Tempel ändern, denn dann ändert sich auch unsere Erfahrung dort, was wiederum unser Leben außerhalb des Tempels wandelt. Möge uns diese Wandlung mit Vertrauen in die heiligen Bündnisse erfüllen, die wir durch Jesus Christus mit Gott geschlossen haben. Gott lebt, Jesus ist unser Erretter, und dies ist seine wiederhergestellte Kirche auf Erden. Ich verkünde diese Wahrheiten ehrfürchtig im heiligen Namen unseres Erretters, Jesus Christus. Amen.