Generalkonferenz
Es ist nach des Herrn Weisheit, dass wir das Buch Mormon haben
Frühjahrs-Generalkonferenz 2024


Es ist nach des Herrn Weisheit, dass wir das Buch Mormon haben

Ich bete darum, dass das Lesen des Buches Mormon in diesem Jahr für jeden von uns eine Freude und ein Segen ist

Liebe Brüder und Schwestern, wir sind so dankbar für Ihr Bestreben, die heiligen Schriften mithilfe des Lehrplans Komm und folge mir nach! zu lesen. Vielen Dank für alles, was Sie tun. Ihre tägliche Verbindung zu Gott und seinem Wort hat tiefgreifende Auswirkungen. „Ihr legt die Grundlage für ein großes Werk. Und aus etwas Kleinem geht das Große hervor.“1

Wenn wir die Lehren des Erretters in den heiligen Schriften lesen, können wir unser Zuhause in einen Schutzraum für den Glauben verwandeln und in ein Zentrum, wo das Evangelium gelernt wird.2 Wir laden dadurch den Geist in unser Zuhause ein. Der Heilige Geist erfüllt uns die Seele mit Freude3 und macht uns zu Jüngern Jesu Christi, die dem Herrn ihr Leben lang nachfolgen.

Als wir in den letzten Jahren die verschiedenen heiligen Schriften gelesen haben, konnten wir einen Überblick über die Lehren Gottes an seine Kinder in allen großen Evangeliumszeiten gewinnen.4

In jeder Evangeliumszeit lässt sich ein vertrautes Muster erkennen. Durch seine Propheten stellt Gott das Evangelium Jesu Christi wieder her oder offenbart es. Die Menschen folgen den Propheten und werden reichlich gesegnet. Doch mit der Zeit hören manche Menschen auf, die Worte der Propheten zu beherzigen, und entfernen sich vom Herrn und von seinem Evangelium. Wir bezeichnen das als Abfall vom Glauben. Das Evangelium wurde zuerst Adam offenbart, aber einige der Kinder Adams und Evas wurden abtrünnig und wandten sich vom Herrn ab.5 Dieses Muster der Wiederherstellung und des Abfalls vom Glauben wiederholte sich unter anderem in den Evangeliumszeiten von Henoch, Noach, Abraham und Mose.

Heute leben wir in der Evangeliumszeit der Fülle.6 Dies ist die einzige Evangeliumszeit, die nicht mit einem Abfall vom Glauben enden wird.7 Diese Evangeliumszeit leitet das Zweite Kommen des Erretters Jesus Christus und seine tausendjährige Herrschaft ein.

Was ist an dieser Evangeliumszeit also anders? Was hat der Herr heute für uns bereitet, speziell für unsere Zeit, was uns hilft, dem Erretter näherzukommen und ihn nie zu verlassen?

Als eine mögliche Antwort kommen mir die heiligen Schriften in den Sinn, insbesondere das Buch Mormon, ein weiterer Zeuge für Jesus Christus.

Obwohl Gott verheißen hat, dass es nie wieder einen umfassenden Abfall vom Glauben geben wird, müssen wir wachsam und achtsam sein, um einen persönlichen Abfall vom Glauben zu verhindern. Führen wir uns hierzu vor Augen, was Präsident Russell M. Nelson gesagt hat: „Jeder von uns ist für sein geistiges Wachstum selbst verantwortlich.“8 Wenn wir das Buch Mormon studieren, wie wir es in diesem Jahr tun, bringt uns das stets dem Erretter näher – und hilft uns, ihm nahe zu bleiben.

Wir sprechen von „studieren“ – ein passender Begriff, der Anstrengung impliziert. Wir müssen dem Buch jedoch nicht immer neue Fakten entnehmen. Manchmal geht es beim Lesen im Buch Mormon einfach darum, sich mit Gott verbunden zu fühlen – die Seele zu nähren, geistig gestärkt zu werden, bevor man sich der Welt stellt, oder nach einem harten Tag in der Welt Heilung zu finden.

Wir studieren die heiligen Schriften, damit der Heilige Geist als der große Lehrer unsere Bekehrung zum himmlischen Vater und zu Jesus Christus vertiefen und uns helfen kann, mehr wie sie zu werden.9

Mit diesen Gedanken im Hinterkopf könnten wir überlegen: „Was hat uns der Heilige Geist diese Woche beim Studium des Buches Mormon mitgeteilt?“ Und: „Wie bringt uns das dem Erretter näher?“

Dies sind gute Fragen für unser Schriftstudium zuhause. Sie eignen sich auch hervorragend für den Unterrichtsbeginn sonntags in der Kirche. Wir verbessern unser Lehren sonntags in der Kirche, indem wir unser Lernen unter der Woche zuhause verbessern. Dann nämlich „verstehen der, der predigt, und der, der empfängt, einander“ im Unterricht am Sonntag „und beide werden erbaut und freuen sich miteinander“10.

Hier sind ein paar Verse, die der Geist hat stark in mir nachhallen lassen, als ich mich diese Woche mit dem Buch Mormon befasst habe:

  • Nephi wies Jakob an, dass er „diese Platten bewahren und sie … weitergeben solle, von Generation zu Generation. Und wenn es Predigen gebe, das heilig sei, oder Offenbarung … oder Prophezeiung“, dann solle Jakob sie „auf diese Platten eingravieren“ um ihres Volkes willen.11

  • Jakob bezeugte später: „Darum forschen wir in den [heiligen Schriften], und da wir all diese Zeugnisse haben, erlangen wir Hoffnung, und unser Glaube wird unerschütterlich.“12

Diese Verse riefen mir in Erinnerung, was Nephi zuvor über die Messingplatten gesagt hatte:

„Wir hatten die Aufzeichnungen erlangt … und sie durchgesehen und gefunden, dass sie … von großem Wert für uns [waren]; denn dadurch konnten wir die Gebote des Herrn für unsere Kinder bewahren.

Darum war es nach des Herrn Weisheit, dass wir sie mit uns nehmen sollten, während wir durch die Wildnis dem Land der Verheißung entgegenzogen.“13

Wenn es für Lehi und seine Familie weise war, die heiligen Schriften zu haben, dann trifft das auch für uns heute zu. Der große Wert und die geistige Macht der heiligen Schriften bleiben auch für uns heute unvermindert bestehen.

Im Laufe der Geschichte gab es noch nie ein Volk, das Zugang zum Buch Mormon und zu weiteren heiligen Schriften hatte, so wie wir es heute haben.14 Ja, Lehi und seine Familie hatten den Vorzug, die Messingplatten mit sich zu nehmen, aber sie hatten nicht für jedes Zelt ein Exemplar! Das wichtigste Exemplar des Buches Mormon ist unser eigenes – das, in dem wir lesen.

In seiner Vision vom Baum des Lebens erklärte Lehi uns, wie wichtig es ist, die Liebe Gottes persönlich zu erfahren. Nachdem er von der Frucht gegessen hatte, sah Lehi nicht weit entfernt seine Frau Saria und seine Söhne Nephi und Sam.

„Sie standen da, als wüssten sie nicht, wohin sie gehen sollten. …

Ich winkte sie herbei“, berichtete Lehi, „und ich rief ihnen auch mit lauter Stimme zu, sie sollten zu mir herkommen und von der Frucht essen, die begehrenswerter war als jede andere Frucht.

Und [sie] kamen zu mir her und aßen auch von der Frucht.“15

Mir gefällt Lehis Beispiel als achtsamer Vater. Saria, Nephi und Sam führten ein gutes, rechtschaffenes Leben. Aber der Herr hielt etwas Besseres, etwas Süßeres für sie bereit. Sie wussten nicht, wo es zu finden war, aber Lehi wusste es. Also rief er ihnen „mit lauter Stimme“ zu, sie sollten zum Baum des Lebens kommen und selbst von der Frucht essen. Seine Anweisung war klar und unmissverständlich.

Ich bin das Ergebnis von ähnlich achtsamen Eltern.16 Als ich recht jung war, so um die 11, 12 Jahre alt, fragte mich meine Mutter: „Mark, hast du durch den Heiligen Geist selbst erkannt, dass das Evangelium wahr ist?“

Ihre Frage überraschte mich. Ich hatte immer versucht, ein „guter Junge“ zu sein, und ich dachte, das sei ausreichend. Aber meine Mutter wusste ebenso wie Lehi, dass noch mehr nötig war. Ich musste handeln und es selbst herausfinden.

Ich erwiderte, dass ich es noch nicht erkannt hatte. Und sie schien von meiner Antwort überhaupt nicht überrascht.

Dann sagte sie etwas, was ich nie vergessen habe. Bis heute sind mir ihre Worte klar im Gedächtnis: „Der Vater im Himmel möchte, dass du es selbst erkennst. Aber du musst dich anstrengen. Du musst das Buch Mormon lesen und beten, um es durch den Heiligen Geist herauszufinden. Der Vater im Himmel wird deine Gebete erhören.“

Nun ja, ich hatte das Buch Mormon noch nie gelesen. Ich dachte, ich sei nicht alt genug dafür. Doch meine Mutter wusste es besser.

Ihre Frage weckte in mir den Wunsch, selbst Erkenntnis zu erlangen.

Also schaltete ich jeden Abend in dem Zimmer, das ich mit zwei meiner Brüder teilte, das Licht über meinem Bett an und las ein Kapitel im Buch Mormon. Dann schaltete ich das Licht aus, schlüpfte aus dem Bett, kniete mich hin und betete. Ich betete aufrichtiger und mit einem stärkeren Wunsch als je zuvor. Ich bat den Vater im Himmel, mich wissen zu lassen, ob das Buch Mormon wahr sei.

Seit ich begonnen hatte, das Buch Mormon zu lesen, hatte ich das Gefühl, dass der Vater im Himmel um meine Bemühungen wusste. Und ich spürte, dass ich ihm wichtig war. Während ich las und betete, hatte ich stets ein beruhigendes, friedliches Gefühl. Kapitel um Kapitel wurde das Licht des Glaubens in meiner Seele heller. Mit der Zeit wurde mir klar, dass mir der Heilige Geist durch diese Gefühle die Wahrheit bestätigte.17 Ich erkannte selbst, dass das Buch Mormon wahr ist und dass Jesus Christus der Erretter der Welt ist. Für die inspirierte Aufforderung meiner Mutter bin ich sehr dankbar.

Durch diese Erfahrung als Junge beim Lesen des Buches Mormon wurde das Schriftstudium für mich zu einer Gewohnheit, die mir bis heute zugutekommt. Noch immer lese ich im Buch Mormon und knie zum Gebet nieder. Und der Heilige Geist bestätigt dessen Wahrheiten immer wieder aufs Neue.

Nephi hatte Recht. Es ist nach des Herrn Weisheit, dass wir die heiligen Schriften unser Leben lang mit uns nehmen sollen. Das Buch Mormon ist der „Schlussstein“, durch den sich diese Evangeliumszeit von allen früheren Evangeliumszeiten unterscheidet. Wenn wir das Buch Mormon studieren und dem lebenden Propheten folgen, wird es in unserem Leben keinen persönlichen Abfall vom Glauben geben.18

Die Aufforderung, zum Baum des Lebens zu kommen, indem man am Wort Gottes festhält, stammt nicht nur von Lehi, der sie an seine Familie richtete, und auch nicht nur von meiner Mutter, die mir ans Herz legte, das Buch Mormon zu lesen und um ein Zeugnis davon zu beten. Es ist auch eine Aufforderung unseres Propheten, Präsident Russell M. Nelson, an jeden Einzelnen von uns, nämlich:

„Ich verheiße Ihnen: Wenn Sie sich jeden Tag gebeterfüllt mit dem Buch Mormon befassen, werden Sie bessere Entscheidungen treffen – und das jeden Tag. Ich verheiße: Wenn Sie über das, was Sie lesen, nachdenken, werden sich die Schleusen des Himmels öffnen und Sie werden Antworten auf Ihre Fragen und Führung für Ihr Leben erhalten.“19

Ich bete darum, dass das Lesen des Buches Mormon in diesem Jahr für jeden von uns eine Freude und ein Segen ist und uns dem Erretter noch näherbringt.

Der Vater im Himmel lebt. Jesus Christus ist unser Erretter und Erlöser. Das Buch Mormon enthält seine Worte und vermittelt seine Liebe. Präsident Russell M. Nelson ist heute der lebende Prophet des Herrn auf Erden. Ich weiß, dass dies wahr ist, weil der Heilige Geist es mir bezeugt und bestätigt hat, und dieses Zeugnis habe ich erstmals als Junge erhalten, als ich das Buch Mormon las. Im Namen Jesu Christi. Amen.

Anmerkungen

  1. Lehre und Bündnisse 64:33

  2. „Der neue, auf das Zuhause ausgerichtete und von der Kirche unterstützte ganzheitliche Lehrplan hat das Potenzial, die Kräfte der Familie zu entfesseln, wenn sich jede Familie gewissenhaft und sorgfältig daran hält und ihr Zuhause in einen Schutzraum für den Glauben verwandelt. Ich verheiße Ihnen: Wenn Sie eifrig daran arbeiten, Ihr Zuhause in ein Zentrum umzubauen, wo das Evangelium gelernt wird, dann wird der Sabbat für Sie mit der Zeit wahrhaftig zu einer Wonne. Ihre Kinder werden mit Freuden die Lehren des Erretters lernen und danach leben, und der Einfluss des Widersachers in Ihrem Leben und Ihrem Zuhause wird abnehmen. In Ihrer Familie wird es einschneidende Veränderungen geben, die Sie als Familie stärken.“ (Russell M. Nelson, „Wie wir beispielhafte Heilige der Letzten Tage werden“, Liahona, November 2018, Seite 113.)

  3. „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Ich werde dir von meinem Geist geben, der dir den Verstand erleuchten wird und der dir die Seele mit Freude erfüllen wird.“ (Lehre und Bündnisse 11:13.)

  4. „Unter einer Evangeliumszeit ist ein Zeitabschnitt zu verstehen, in dem der Herr mindestens einen bevollmächtigten Diener auf der Erde hat, der das heilige Priestertum und dessen Schlüssel trägt und der von Gott den Auftrag hat, den Bewohnern der Erde das Evangelium zu bringen.“ (Topics and Questions, „Dispensations“, Gospel Library.)

  5. Siehe Mose 5:12-16

  6. Der Prophet Daniel sah die heutige Zeit, unsere Evangeliumszeit, als er den Traum von Nebukadnezzar auslegte. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage stellt in diesem Traum den Stein dar, der sich ohne Zutun von Menschenhand vom Berg löst und vorwärtsrollt, bis er die ganze Erde erfüllt (siehe Daniel 2:34,35,44,45; Lehre und Bündnisse 65:2).

  7. „Gott der Vater und Jesus Christus beriefen Joseph Smith als den Propheten dieser Evangeliumszeit. Alle göttlichen Kräfte früherer Evangeliumszeiten sollten durch ihn wiederhergestellt werden. Diese Evangeliumszeit der Fülle sollte weder zeitlich noch räumlich begrenzt sein. Sie sollte nicht im Abfall vom Glauben enden, sondern die ganze Welt erfüllen.“ (Russell M. Nelson, „Die Sammlung Israels aus der Zerstreuung“, Liahona, November 2006, Seite 80.)

  8. Russell M. Nelson, „Einleitende Worte“, Liahona, November 2018, Seite 8

  9. Siehe „Bekehrung ist unser Ziel“, Komm und folge mir nach! – Für zuhause und für die Kirche: Buch Mormon 2024, Seite V

  10. Lehre und Bündnisse 50:22; siehe auch Vers 17-21

  11. Jakob 1:3,4

  12. Jakob 4:6

  13. 1 Nephi 5:21,22

  14. Vor wenigen Monaten wurde bekanntgegeben, dass in dieser Evangeliumszeit 200 Millionen Exemplare des Buches Mormon ausgegeben worden sind. Das ist wahrlich erstaunlich. Das Buch Mormon ist inzwischen in 113 Sprachen übersetzt worden, und 17 neue Übersetzungen befinden sich in Arbeit. Welch ein Segen, das Buch Mormon gedruckt, digital, als Hörfassung und Video sowie in anderen Formaten zu haben (siehe Ryan Jensen, „Church Distributes 200 Millionth Copy of the Book of Mormon“, Church News, 29. Dezember 2023, thechurchnews.com).

  15. 1 Nephi 8:14-16; Hervorhebung hinzugefügt

  16. „Der stärkste geistige Einfluss im Leben eines Kindes ist das rechtschaffene Beispiel liebevoller Eltern und Großeltern, die treu an ihren eigenen heiligen Bündnissen festhalten. Verantwortungsbewusste Eltern lehren ihre Kinder Glauben an den Herrn Jesus Christus, damit auch sie ‚wissen mögen, von welcher Quelle sie Vergebung ihrer Sünden erhoffen können‘ [2 Nephi 25:26]. Eine nachlässige oder unbeständige Einhaltung von Bündnissen führt geistig ins Aus. Dabei ist der geistige Schaden bei unseren Kindern und Enkelkindern oft am größten.“ (Kevin W. Pearson, „Sind Sie noch willens?“, Liahona, November 2022, Seite 69.)

  17. Siehe Lehre und Bündnisse 6:22-24

  18. Der Prophet Joseph Smith hat gesagt: „Ich habe den Brüdern gesagt, das Buch Mormon sei das richtigste aller Bücher auf Erden und der Schlussstein unserer Religion und wenn man sich an dessen Weisungen halte, werde man dadurch Gott näherkommen als durch jedes andere Buch.“ (Einleitung zum Buch Mormon.)

  19. Russell M. Nelson, „Das Buch Mormon – wie wäre Ihr Leben ohne es?“, Liahona, November 2017, Seite 63