Generalkonferenz
In der Freude über Christus verschlungen
Frühjahrs-Generalkonferenz 2024


In der Freude über Christus verschlungen

Ich bezeuge, dass unser Vater im Himmel Ihr tränenreiches Flehen hört und in seiner vollkommenen Weisheit immer antwortet

Wir schätzen Sie sehr, Elder Kearon. Darf ich mir Ihren Akzent für zehn Minuten ausleihen?

Ersehnte Wunder

Im Neuen Testament lesen wir von dem blinden Bartimäus, der Jesus um ein Wunder anflehte. Jesus sagte zu ihm: „Geh! Dein Glaube hat dich gerettet. Im gleichen Augenblick konnte er sehen.“1

Ein andermal sehnte sich ein Mann in Betsaida nach Heilung. Doch dieses Wunder ereignete sich nicht augenblicklich. Vielmehr segnete Jesus ihn zweimal, bevor er „wiederhergestellt“ war.2

Ein drittes Beispiel ist der Apostel Paulus, der in seiner Not „dreimal … den Herrn angefleht3 hatte, und doch wurde ihm unseres Wissens seine innige Bitte nicht gewährt.

Drei verschiedene Menschen. Drei unterschiedliche Erlebnisse.

Da stellt sich die Frage: Warum erleben manche ein ersehntes Wunder innerhalb kürzester Zeit, während andere geduldig ausharren und auf den Herrn warten?4 Auch wenn wir vielleicht das Warum nicht kennen, so können wir doch dankbar sein, dass wir wissen, wer uns liebt5 und „alles für [unser] Wohlergehen und Glücklichsein … tut“6.

Göttliche Absichten

Gott, der das Ende von Anfang an sieht,7 versichert uns: „Dein Ungemach und deine Bedrängnisse werden nur einen kleinen Augenblick dauern“8 und werden dir „zum Gewinn“9 geweiht werden.

Elder Orson F. Whitney ist näher auf den Sinn unserer Prüfungen eingegangen: „Kein Schmerz, den wir erdulden, keine Prüfung, die wir durchmachen, ist vertan. Dies alles dient unserer Erziehung … Alles, was wir … erdulden, … formt unseren Charakter, macht unser Herz rein, erweitert uns die Seele und macht uns liebevoller und milder … Durch Kummer und Leid, Mühe und Trübsal machen wir die Entwicklung durch, für die wir ja hierher gekommen sind und die uns [unseren himmlischen Eltern] ähnlicher macht.“10

Da der Apostel Paulus wusste, dass „die Kraft Christi“ in seinen Bedrängnissen auf ihm ruhte, sagte er demütig: „Denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“11

Durch die Prüfungen des Lebens können wir uns bewähren.12 Selbst der Erretter hat durch Leiden „den Gehorsam gelernt“ und wurde dadurch „vollendet“.13

Eines Tages wird er mitfühlend zu uns sagen: „Siehe, ich habe dich geläutert; ich habe dich im Feuerofen der Bedrängnis erwählt.“14

Mehr und mehr auf Gottes erhabene Absichten zu vertrauen, schenkt müden Seelen Hoffnung und weckt inmitten von Leid und Kummer Entschlossenheit.15

Göttliche Perspektive

Vor Jahren gab Präsident Russell M. Nelson diese wertvolle Erkenntnis weiter: „Wenn wir alles aus einem ewigen Blickwinkel betrachten, macht dies unsere Last erheblich leichter.“16

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Holly und Trey Porter

Meine Frau Jill und ich haben diese Wahrheit kürzlich bei zwei treuen Seelen, Holly und Rick Porter, miterlebt, deren 12-jähriger Sohn Trey bei einem tragischen Brand ums Leben kam. Mit schwer verbrannten Händen und Füßen von ihrem heldenhaften Versuch, ihren geliebten Sohn zu retten, bezeugte Holly kurze Zeit darauf in der Abendmahlsversammlung der Gemeinde den großen Frieden und die Freude, die der Herr in ihrem tiefen Schmerz über ihre Familie ausgegossen hatte, wobei sie Worte wie wunderbar, unglaublich und erstaunlich verwendete.

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Heilende Hände

An die Stelle des unerträglichen Kummers dieser lieben Mutter trat ein tiefer Friede, als ihr dieser Gedanke kam: „Meine Hände sind nicht die Hände, die retten. Die rettenden Hände gehören dem Erretter! Anstatt meine Narben als Erinnerung an das zu betrachten, wozu ich nicht imstande war, erinnere ich mich an die Narben, die mein Erretter trägt.“

Hollys Zeugnis ist die Erfüllung der Prophezeiung unseres Propheten: „Wenn Sie celestial denken, sehen Sie Prüfungen und Widerstand in einem neuen Licht.“17

Elder D. Todd Christofferson hat gesagt: „Ich glaube, als Gott in der vorirdischen Welt seinen Erlösungsplan vorstellte, hat uns die Herausforderung gereizt, Widrigkeiten überwinden und an ihnen wachsen zu können. Dieser Herausforderung müssen wir uns jetzt stellen – schließlich wissen wir doch, dass unser Vater im Himmel uns unterstützt. Aber es ist wichtig, dass wir uns Hilfe suchend an ihn wenden. Ohne Gott führen solch finstere Erfahrungen voller Leid und Widrigkeiten oft zu Mutlosigkeit, Verzweiflung und sogar Verbitterung.“18

Göttliche Grundsätze

Damit wir die Finsternis der Unzufriedenheit vermeiden und stattdessen inmitten der Schwierigkeiten des Lebens mehr Frieden, Hoffnung und sogar Freude finden können, möchte ich Ihnen drei göttliche Grundsätze ans Herz legen.

Erstens: Festerer Glaube entsteht dadurch, dass wir Jesus Christus an die erste Stelle setzen.19 „Blickt in jedem Gedanken auf mich“, verkündet er, „zweifelt nicht, fürchtet euch nicht.“20 Präsident Nelson hat erklärt:

„[Unser] ewiges Leben hängt von [unserem] Glauben an [Christus] und sein Sühnopfer ab.“21

„Als ich wegen der Verletzung, die ich mir kürzlich zugezogen habe, unter starken Schmerzen litt, habe ich noch tiefere Dankbarkeit für Jesus Christus und die unfassbare Gabe seines Sühnopfers empfunden. Denken Sie nur darüber nach! Der Erretter litt ‚Schmerzen und Bedrängnisse und Versuchungen jeder Art‘, damit er uns trösten kann, uns heilen kann, uns retten kann – in Zeiten der Not.“22

Er sagte weiter: „Meine Verletzung hat mich veranlasst, immer wieder über ‚die Größe des Heiligen Israels‘ nachzudenken. Im Laufe meiner Genesung hat der Herr seine göttliche Macht auf friedvolle und unverkennbare Weise kundgetan.“23

„In der Welt seid ihr in Bedrängnis; aber habt Mut“, muntert uns der Erretter auf, „ich habe die Welt besiegt.“24

Zweitens: Stärkere Hoffnung entsteht dadurch, dass wir unsere ewige Bestimmung vor Augen haben.25 Linda Reeves sprach darüber, welche Kraft darin liegt, dass wir „die unglaublichen Segnungen, die der himmlische Vater verheißen hat, jeden Tag unverrückbar im Blick haben“, und bezeugte: „Ich weiß nicht, warum wir die vielen Prüfungen haben, denen wir ausgesetzt sind, aber nach meinem Empfinden ist der Lohn so groß, … so erquicklich und unbegreiflich für uns, dass es an dem Tag, da wir diesen Lohn empfangen, unserem barmherzigen, liebevollen Vater im Himmel gegenüber vielleicht aus uns heraussprudelt: ‚War das etwa alles, was verlangt wurde?!‘ … Was macht es schon, … was wir hier erlitten haben, wenn diese Prüfungen letzten Endes … uns für ewiges Leben … im Reich Gottes würdig [machen]?“26

Präsident Nelson hat folgende Erkenntnis geäußert: „Denken Sie an die Antwort des Herrn, als Joseph Smith im Gefängnis zu Liberty um Hilfe flehte. Der Herr erklärte dem Propheten, dass die unmenschliche Behandlung, die ihm widerfuhr, ihm Erfahrung bringen und ihm zum Guten dienen werde. ‚Wenn du gut darin ausharrst‘, verhieß der Herr, ‚wird Gott dich in der Höhe erhöhen.‘ Der Herr hielt Joseph Smith also dazu an, celestial zu denken und sich den ewigen Lohn vorzustellen, anstatt sich auf die gegenwärtigen schmerzlichen Probleme zu konzentrieren.“27

Josephs Perspektivwechsel führte zu einer tiefgehenden Heiligung, wie dieser Brief an eine Bekannte zeigt: „Nachdem ich fünf Monate lang in den Mauern eines Gefängnisses eingepfercht war, scheint es mir, dass mein Herz von jetzt an stets weicher sein wird, als es je zuvor war. … Ich hätte nie so empfinden können wie jetzt, wenn ich nicht das Unrecht erlitten hätte, das ich erlitten habe.“28

Drittens: Größere Kraft entsteht dadurch, dass wir den Blick auf die Freude richten.29 In den entscheidendsten und qualvollsten Stunden der gesamten Ewigkeit schreckte unser Erretter nicht zurück, sondern trank von dem bitteren Kelch.30 Wie hat er das geschafft? Wir erfahren, dass Christus „angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen“31 hat und sein Wille „im Willen des Vaters verschlungen“32 wurde.

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Christus in Getsemani

Der Begriff „verschlungen“ berührt mich zutiefst. In anderen Sprachen wird er auch mit „verzehrt“ übersetzt. Wenn die Herausforderungen des Lebens also am schmerzlichsten sind und ich mich überfordert fühle, denke ich an die Verheißung des Herrn, dass wir „keinerlei Bedrängnisse“ erleiden, „die nicht in der Freude über Christus verschlungen [oder verzehrt]“33 werden.

Ich sehe in vielen von Ihnen die Freude, die „irdischem Verständnis trotzt“34, obwohl Ihr bitterer Kelch noch nicht von Ihnen genommen wurde. Danke, dass Sie Ihre Bündnisse halten und als Zeugen für Gott auftreten.35 Danke, dass Sie auf andere zugehen und ihnen helfen, während Sie voller Kummer sind, „tief versteckt in [Ihrer] Seel“36. Denn wenn Sie anderen Hilfe und Befreiung durch den Erretter zukommen lassen, finden Sie zu Ihrer eigenen Befreiung, wie Präsidentin Camille N. Johnson sagte.37

Göttliche Verheißungen

Kehren Sie nun mit mir zu der Abendmahlsversammlung zurück, in der wir das Wunder miterlebt haben, wie der Herr der Familie von Holly Porter beistand.38 Als ich auf dem Podium darüber nachsann, was ich sagen könnte, um dieser bemerkenswerten Familie und ihren Freunden Trost zu spenden, kam mir dieser Gedanke: „Verwende die Worte des Erretters.“39 Deshalb möchte ich heute wie an jenem Sabbat mit seinen Worten schließen, mit dem „Wort, das die verwundete Seele heilt“40.

„Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid! Ich will euch erquicken.“41

„Ich werde auch die Lasten, die euch auf die Schultern gelegt sind, leicht machen, sodass ihr sie nicht mehr auf eurem Rücken spüren könnt, selbst nicht während ihr in Knechtschaft seid; … damit ihr mit Bestimmtheit wisst, dass ich, Gott, der Herr, mich meines Volkes in seinen Bedrängnissen annehme.“42

„Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen, ich komme zu euch.“43

Mein Zeugnis

Mit freudiger Ehrfurcht bezeuge ich, dass unser Erretter lebt und seine Verheißungen gewiss sind.44 Insbesondere Ihnen allen, die sich Sorgen machen oder die „in irgendeiner Weise bedrängt sind“45, bezeuge ich, dass unser Vater im Himmel Ihr tränenreiches Flehen hört46 und in seiner vollkommenen Weisheit immer antwortet47. „Möge [Ihnen] Gott gewähren“, wie er es unserer Familie in Zeiten großer Not gewährt hat, dass Ihre „Lasten leicht seien“,48 ja, „in der Freude über Christus verschlungen“49 werden. Im heiligen Namen Jesu Christi. Amen.