Amtliche Erklärung 2

Damit die Schüler den geschichtlichen Zusammenhang der Amtlichen Erklärung 2 verstehen, erklären Sie: Männer mit schwarzafrikanischen Vorfahren wurden in der Kirche ab Mitte des 19. Jahrhunderts bis 1978 nicht zum Priestertum ordiniert. Schwarze Männer und Frauen durften auch nicht das Endowment im Tempel empfangen oder an Siegelungen teilnehmen. (Siehe „Rassenzugehörigkeit und Priestertum“, Evangeliumsthemen, topics.lds.org.)

Bitten Sie die Schüler, darüber nachzudenken, was sie antworten würden, wenn sie danach gefragt würden, warum diese Einschränkungen eingeführt worden waren.

Erklären Sie: Zur Amtlichen Erklärung 2 gibt es in der englischsprachigen Ausgabe des Buches Lehre und Bündnisse von 2013 eine Einleitung. Darin steht, dass zu Lebzeiten Joseph Smiths einige der schwarzen männlichen Mitglieder der Kirche zum Priestertum ordiniert wurden. Irgendwann in der Anfangszeit der Kirche (ein genauer Zeitpunkt lässt sich nicht feststellen) wurde den Mitgliedern schwarzafrikanischer Abstammung jedoch nicht mehr das Priestertum übertragen. Laut der Einleitung zur Amtlichen Erklärung 2 geht aus den kirchlichen Berichten nirgendwo klar hervor, worin der Ursprung der Einschränkungen gelegen hatte.

Man hört hier und da zwar diverse Gründe für die Einschränkungen beim Priestertum und beim Tempelbesuch, doch handelt es sich bei diesen Äußerungen um persönliche Meinungen, die nicht zwangsläufig richtig sein müssen. Zeigen Sie dieses Zitat und bitten Sie einen Schüler, es vorzulesen:

„Es gibt Erklärungen zu [den Einschränkungen im Priestertum], auf die auch in Veröffentlichungen manchmal verwiesen wird, doch sind diese Erklärungen nicht das Ergebnis unmittelbarer Offenbarung. Diese zuvor getroffenen, persönlichen Aussagen sind nicht als Lehre der Kirche zu betrachten.“ („Race and the Church: All Are Alike Unto God“, 29. Februar 2012, mormonnewsroom.org; siehe auch „Rassenzugehörigkeit und Priestertum“, Evangeliumsthemen, topics.lds.org.)

Erklären Sie, dass die Amtliche Erklärung 2 ein Schreiben mit Datum vom 8. Juni 1978 an die Führer der Kirche in aller Welt enthält. Darin wird eine Offenbarung bekanntgegeben, die Präsident Spencer W. Kimball empfangen hatte. Bitten Sie einen Schüler, den ersten Absatz des Briefes vorzulesen (beginnend unter den Worten „Liebe Brüder!“). Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, was die Führer der Kirche laut eigener Aussage miterlebt hatten.

• Was hatten Führer der Kirche in aller Welt miterlebt?

Erklären Sie, dass in den 1960er Jahren und Anfang der 1970er Jahre Tausende Menschen afrikanischer Abstammung zur Erkenntnis der Wahrheit des wiederhergestellten Evangeliums gekommen waren und sich taufen lassen wollten. Menschen in Ländern wie Nigeria und Ghana baten inständig darum, dass Missionare zu ihnen nach Afrika gesandt werden sollten. Jahrelang hatten sich die Führer der Kirche gebeterfüllt mit diesem Wunsch befasst, aber sie hatten immer das Gefühl gehabt, die Zeit sei noch nicht gekommen. Ohne Priestertum konnten Mitglieder vor Ort nicht über Gemeinden präsidieren oder notwendige heilige Handlungen vollziehen. In Brasilien diente eine zunehmende Anzahl schwarzer Mitglieder treu in der Kirche. Viele trugen großzügig zum Bau des São-Paulo-Tempels bei, obwohl sie wussten, dass sie ihn wegen der Einschränkung nicht betreten durften.

• Welcher Wunsch wurde in den Führern der Kirche geweckt, als sie sahen, wie sich das Werk des Herrn ausbreitete?

Bitten Sie einen Schüler, den zweiten Absatz des Briefes in der Amtlichen Erklärung 2 vorzulesen (ab „In Anbetracht der Verheißungen“). Die Klasse soll mitlesen und darauf achten, was noch zum Wunsch der Führer der Kirche beigetragen hat, alle Segnungen des Evangeliums jedem würdigen Mitglied zugänglich zu machen.

• Was hat diesen Wunsch noch verstärkt?

• Was unternahmen die Führer der Kirche aufgrund dieses Wunsches?

• Welchen Grundsatz können wir aus diesem Absatz ableiten? Was tun Propheten, wenn sie die Kirche führen? (Lassen Sie die Schüler antworten und schreiben Sie dann diesen Grundsatz an die Tafel: Propheten streben nach göttlicher Führung, um den Willen des Herrn in Bezug auf die Kirche zu erfahren.)

Verweisen Sie auf die Frage, die ganz zu Beginn der Lektion besprochen wurde.

• Wenn man über die Entscheidungen und Lehren der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel spricht, weshalb sollte man dann wohl daran denken, dass Propheten nach göttlicher Führung streben, um den Willen des Herrn in Bezug auf die Kirche zu erfahren?

Weisen Sie darauf hin, dass sich Präsident Kimball 1978 besonders mit den Einschränkungen für Priestertum und Tempelbesuch befasste und oft im Tempel darüber nachsann und betete. Immer wieder beriet er sich mit anderen Generalautoritäten und bat sie, ihre Meinung zu diesem Thema zu äußern. (Siehe Bruce R. McConkie, „The New Revelation on Priesthood“, in: Priesthood, 1981, Seite 127.)

Bitten Sie einen Schüler, Präsident Kimballs Bericht vorzulesen.

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Präsident Spencer W. Kimball

„Ich wusste, dass etwas vor uns lag, was für viele Kinder Gottes von höchster Wichtigkeit war. Ich wusste, dass wir die Offenbarungen des Herrn nur dann empfangen können, wenn wir würdig und bereit für sie sind und willens, sie zu akzeptieren und umzusetzen. Tag für Tag ging ich allein und mit großem Ernst in die oberen Räume des [Salt-Lake-]Tempels. Dort brachte ich meine Seele dar und verpflichtete mich, vorwärtszugehen. Ich wollte das tun, was er wollte. Ich sprach mit ihm darüber und sagte: ‚Herr, ich möchte nur das, was richtig ist. … Wir möchten nur das, was du möchtest, und wir möchten es dann, wenn du es möchtest, und nicht früher.‘“ (Lehren der Präsidenten der Kirche: Spencer W. Kimball, Seite 282.)

• Was fällt euch daran auf, wie sich Präsident Kimball um Führung vom Herrn bemüht hat?

• Wie kann Präsident Kimballs Beispiel uns helfen, wenn wir Führung vom Herrn suchen?

Erklären Sie, dass am 1. Juni 1978 Mitglieder der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel im Salt-Lake-Tempel zusammenkamen. Sie fasteten. Präsident Kimball brachte ihre bisherigen Gespräche darüber, allen würdigen Mitgliedern der Kirche die Segnungen des Priestertums und des Tempels zugänglich zu machen, zur Sprache. Er bat jeden Anwesenden, seine Meinung zu der Angelegenheit vorzutragen. Dann schlug Präsident Kimball vor, gemeinsam zu beten.

Bitten Sie einen Schüler, den dritten und vierten Absatz der Amtlichen Erklärung 2 vorzulesen (ab „Er hat unsere Gebete vernommen“). Fordern Sie die Klasse auf, mitzulesen und darauf zu achten, wie der Herr das inständige Flehen dieser Führer der Kirche erhört hat.

• Was hat der Herr hier Präsident Kimball und weiteren Führern der Kirche durch Offenbarung bestätigt?

• Welche Lehre können wir diesen Absätzen entnehmen? Wie wird die Kirche geführt? (Lassen Sie die Schüler antworten und schreiben Sie diese Lehre an die Tafel: Der Herr leitet seine Kirche, indem er seinen Propheten Offenbarung gibt.)

Um diesen Grundsatz noch anschaulicher zu machen, lassen Sie zwei Schüler vorlesen, was Präsident Gordon B. Hinckley (1910–2008) und Elder Bruce R. McConkie (1915–1985) vom Kollegium der Zwölf Apostel darüber berichteten, was sie am 1. Juni 1978 erlebt hatten, als die Offenbarung empfangen wurde:

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Präsident Gordon B. Hinckley

„Eine ausgesprochen andächtige Atmosphäre erfüllte den Raum. Mir war es, als ob sich ein Kanal zwischen dem Himmelsthron und dem mit seinen Brüdern vereint knienden und flehenden Propheten Gottes öffnete. Der Geist Gottes war anwesend, und durch die Macht des Heiligen Geistes erhielt der Prophet die Gewissheit, dass das richtig war, worum er betete, dass die Zeit gekommen war und dass nun die wunderbaren Segnungen des Priestertums allen würdigen Männern überall auf der Welt unabhängig von ihrer Abstammung zukommen sollten.

Jedem der Anwesenden wurde durch die Macht des Heiligen Geistes die gleiche Erkenntnis zuteil. …

Keine Stimme wurde vernommen, die für unsere Ohren hörbar war. Doch die Stimme des Geistes flüsterte uns mit Gewissheit in unseren Sinn und unsere Seele. …

Wir verließen diese Zusammenkunft überwältigt, ehrfürchtig und voll Freude. Keiner von uns, der bei diesem Ereignis anwesend war, ist seitdem so wie zuvor. Auch ist die Kirche nicht mehr ganz so wie zuvor.“ (Gordon B. Hinckley, „Priesthood Restoration“, Ensign, Oktober 1988, Seite 70.)

„In jener Stunde goss der Herr aufgrund unseres ständigen Bittens und des Glaubens und weil die Stunde und die Zeit gekommen waren, auf eine wunderbare Weise, die alles übertraf, was jeder der Anwesenden bisher erlebt hatte, über die Erste Präsidentschaft und die Zwölf den Heiligen Geist aus. Die Offenbarung wurde dem Präsidenten der Kirche zuteil; auch wurde sie jedem einzelnen Anwesenden zuteil. … Die Folge war, dass Präsident Kimball und auch jeder von uns wusste, und zwar unabhängig von irgendjemand anderem und durch direkte und persönliche Offenbarung an uns, dass nun die Zeit gekommen war, das Evangelium und all seine Segnungen und all seine Pflichten, darunter das Priestertum und die Segnungen des Hauses des Herrn, den Menschen jeder Nation, Kultur und Rasse zukommen zu lassen.“ (Bruce R. McConkie, „All Are Alike unto God“, Ansprache vor Lehrern im Bildungswesen der Kirche, 18. August 1978, Seite 4, speeches.byu.edu.)

• Warum wurde die Offenbarung laut Elder McConkies Worten gerade zu jener Zeit gegeben? (Sie können betonen, dass die Offenbarung infolge glaubensvollen Bittens gegeben wurde und weil die Stunde und die Zeit dafür gekommen waren.)

• Was ist eurer Meinung nach bezeichnend daran, dass jedes Mitglied der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel durch Offenbarung dieselbe Bestätigung vom Herrn empfangen hat?

Weisen Sie auf die beiden Grundsätze an der Tafel hin: „Propheten streben nach göttlicher Führung, um den Willen des Herrn in Bezug auf die Kirche zu erfahren“ und „Der Herr leitet seine Kirche, indem er seinen Propheten Offenbarung gibt“.

• Weshalb fällt es uns leichter, gläubig dem Rat zu folgen, den die Propheten vom Herrn empfangen, wenn wir diese Grundsätze verstehen?

Die Schüler sollen an eine Situation denken, als sie gespürt oder erkannt haben, dass der Herr seine Kirche durch Offenbarung leitet, die er seinen Propheten zuteilwerden lässt. Bitten Sie einige Schüler, von einem solchen Erlebnis zu berichten. Sie können auch von einem eigenen Erlebnis berichten.

Bezeugen Sie, dass der Herr seinen Propheten tatsächlich seinen Willen offenbart, und legen Sie den Schülern ans Herz, dem Rat und der Führung der Propheten des Herrn zu folgen.

Erklären Sie, dass der Brief, mit dem die Bekanntgabe der Offenbarung vom 1. Juni 1978 erfolgte, auf den 8. Juni 1978 datiert ist. Wenige Monate später legte Präsident N. Eldon Tanner von der Ersten Präsidentschaft den Mitgliedern der Kirche bei der Herbst-Generalkonferenz die Offenbarung zur Bestätigung vor.

Bitten Sie einen Schüler, den zweiten Absatz der Amtlichen Erklärung 2 vorzulesen (ab „Anfang Juni dieses Jahres“). Die anderen sollen mitlesen und darauf achten, was Präsident Tanner auf Präsident Kimballs Bitte hin den Mitgliedern über die Offenbarung mitteilen sollte. Lassen Sie die Schüler berichten, was sie herausgefunden haben.

• Weshalb war es für die Mitglieder der Kirche wohl wichtig zu wissen, dass die Erste Präsidentschaft und das Kollegium der Zwölf Apostel die Offenbarung einstimmig bestätigt hatten?

Erklären Sie, dass die bei der Generalkonferenz anwesenden Mitglieder die Offenbarung einstimmig als „das Wort und den Willen des Herrn“ (Amtliche Erklärung 2) annahmen. Weil die Einschränkungen hinsichtlich des Priestertums und des Tempels infolge der Offenbarung aufgehoben wurden, verkünden Missionare nun in nahezu jedem Land in Afrika das Evangelium. Auch sind auf dem afrikanischen Kontinent Tempel errichtet worden und Hunderttausende Menschen afrikanischer Abstammung haben die heiligen Handlungen des Evangeliums für sich und ihre verstorbenen Vorfahren empfangen.

Bitten Sie zum Abschluss des Unterrichts einige Schüler, Zeugnis für neuzeitliche Propheten und die in dieser Lektion behandelten Grundsätze zu geben.